NEW YORK (dpa-AFX) - Der Kursrutsch der in den USA notierten Aktien chinesischer Konzerne nimmt auch am Donnerstag kein Ende. Nachdem Chinas Regierung am Vortag für diese eine deutlich schärfere Kontrolle angekündigt hatte, sackten die Aktien des erst frisch in New York notierten Fahrdienstvermittlers Didi Chuxing
Seit Tagen schon sind die Didi-Papiere im freien Fall, am ersten Handelstag vor gut einer Woche waren sie noch bis auf rund 18 Dollar in der Spitze gestiegen. Dann aber kam der Dienstag, als es hieß, die Pekinger Cyberspace-Aufsichtsbehörde habe den Konzern wegen "schwerwiegender Verstöße" bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten auf dem Kieker. Sie ordnete dabei die Löschung der Didi-App aus chinesischen App Stores an. Dabei war schon spekuliert worden, dass die US-Börsengänge den Chinesen ein Dorn im Auge sind.
Am Vortag vermeldete neue Vorschriften dürften nun die Kapitalbeschaffung aufstrebender Firmen aus China an ausländischen Aktienmärkten wie in New York oder Hongkong deutlich erschweren. Die neuen Regeln zielen besonders auf "Datensicherheit, grenzüberschreitenden Datenfluss und die Verwaltung vertraulicher Informationen", wie am Mittwoch aus einem Dokument des Staatsrates in Peking hervorging. Auch sollen künftige Börsengänge eigens genehmigt werden müssen.
Die regulatorischen Ängste erstreckten sich in den vergangenen Tagen auch auf viele andere Aktien chinesischer Konzerne, die in den USA notiert sind. Die Papiere des Suchmaschinenbetreibers Baidu
Der DZ-Bank-Experte Manuel Mühl sieht in dem Debakel rund um den Didi-Börsengang eine "gezielte Provokation von chinesischer Seite" und "eine Verhöhnung globaler Investoren". "Nach diesem Vorfall werden globale Anleger gegenüber chinesischen Aktien kurzfristig vorsichtiger sein", so der Experte. Die breite Masse werde sich wohl so schnell nicht wieder für einen chinesischen Börsengang begeistern lassen.
Laut Mühl gab es aber schon viele Vorboten, er verwies zum Beispiel auf den Börsengang von Alibabas Finanztochter Ant Financial, der im November kurzfristig wegen regulatorischer Bedenken abgesagt wurde. Er sieht das, was in der Folge bis heute passierte, als "regulatorische Welle" an, die inzwischen den ganzen Sektor erfasst habe. Er glaubt, dass die Maßnahmen der Regierung das Ziel verfolgen, chinesische Unternehmen nicht zu mächtig werden zu lassen./tih/la/mis
Quelle: dpa-Afx