PARIS/ZÜRICH (dpa-AFX) - An Europas Börsen hat sich die jüngste Talfahrt der Aktien von Luxusgüterherstellern am Donnerstag deutlich beschleunigt. Börsianer sprachen von kräftigen Gewinnmitnahmen im Sektor, die durch neu aufgeflammte Virussorgen und die Furcht vor einer schärferen Regulierung in China ausgelöst worden seien.
So knickten die Papiere von Kering
Ende 2016 hatten die Anteilsscheine von Kering noch bei gut 213 Euro notiert, zudem hatten sie erst am Freitag bei 798 Euro ein Rekordhoch erreicht. Insofern wollten Börsianer den jüngsten Kursrutsch nicht überbewerten.
Aus charttechnischer Sicht haben die Kering-Aktien bereits am Montag die 21-Tage-Durchschnittslinie nach unten durchbrochen, die als Maß für die kurzfristige Entwicklung gilt. Am Dienstag wurde dann auch die 50-Tage-Linie gerissen, die den mittelfristigen Trend beschreibt. Die 200-Tage-Linie allerdings erweist sich noch als Unterstützung und verläuft aktuell bei rund 643 Euro. Diese Kurve gibt einen Anhaltspunkt für die langfristigen Kursaussichten.
Die in den letzten Jahren ebenfalls von Rekord zu Rekord geeilten Papiere von LVMH
Bereits am Mittwoch wurde der jüngste Kursrutsch im Sektor damit begründet, dass Chinas Staatspräsident Xi Jinping staatlichen Medien zufolge eine stärkere Regulierung und Umverteilung von Einkommen fordert. Wohlhabende Chinesen sind für die Luxuskonzerne eine enorm wichtige Käufergruppe.
Die Sorgen bezüglich möglicher regulatorischer Eingriffe von Seiten Pekings hielten nun an. Denn die Einkommensungleichheit in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist trotz der wirtschaftlichen Fortschritte in den letzten Jahren weiter groß. Seit dem Amtsantritt von Xi im Jahr 2012 räumt die Kommunistische Partei der Beendigung der Armut in dem Land Priorität ein.
Der Experte Luca Solca vom US-Analysehaus Bernstein Research sprach von einer recht nervösen Marktreaktion auf die Medienberichte. "Ich bin mir nicht sicher, ob da unbedingt viel zu befürchten ist", kommentierte der Fachmann. "Wir werden sehen."
Zudem litten die Aktien der Luxusgüterhersteller Börsianern zufolge unter der stark steigenden Zahl von Infektionen mit dem Coronavirus vor allem in Asien, da dort wieder mit umfangreichen Maßnahmen gegen die Pandemie gerechnet werden müsse. Daher machten die Anleger nun Kasse. Dass die Schweizer Uhrenexporte im Juli um 30 Prozent gestiegen sind und damit wieder über dem Niveau von vor der Pandemie liegen, scheint den Papieren von Swatch und Richemont keine Unterstützung zu geben./la/ajx/jha/
Quelle: dpa-Afx