FRANKFURT (dpa-AFX) - Zahlreichen Corona-Profiteuren ist es am Dienstag an der Börse erneut an den Kragen gegangen. Die Anleger reagierten enttäuscht auf die schwächeren Wachstumsausblicke des Online-Modehändlers Zalando
In diesen Abwärtsstrudel mit bis zu fünf Prozent Minus gerieten auch andere Unternehmen wie der Essenslieferant Delivery Hero
Das Zalando-Management stellt sich nach einem durch Corona getriebenen starken Wachstum im vergangenen Jahr nun auf weniger Tempo ein. Der Konzern hat in der Pandemie massiv davon profitiert, dass Geschäfte geschlossen blieben und die Menschen verstärkt ihre Kleidung im Netz einkauften. Dieser Trend gilt zwar als ungebrochen, allerdings gehen die Kunden inzwischen auch wieder im stationären Einzelhandel shoppen. Zalando rechnet daher damit, dass Umsatz und Bruttowarenvolumen in 2022 weniger deutlich wachsen werden.
JPMorgan-Analystin Georgina Johanan gab unterdessen zu bedenken, dass angesichts der unsicheren Aussichten für die Verbraucherstimmung der etwas schwächer als erwartet ausgefallene Ausblick von Zalando wenig verwunderlich sei. Im vergangenen Jahr habe der Konzern größtenteils wie zuvor prognostiziert abgeschnitten.
Ähnlich versöhnlich äußerten sich die Experten auch zu Hellofresh. Jefferies-Analyst Sebastian Patulea hob den bestätigten Ausblick hervor, unisono lobten Analysten die erwartungsgemäß starken Jahreszahlen des Kochboxenversenders - dem dies alles jedoch nichts half: Die Aktie verlor zuletzt 7,9 Prozent. Das Unternehmen hatte 2021 trotz des Gegenwinds durch offene Restaurants und weniger Lockdowns mit einem Umsatzsprung abgeschlossen. Im laufenden Jahr rechnet der Konzern aber mit einer langsameren Entwicklung. Unternehmenschef Dominik Richter will dabei weiter an seinem Investitionskurs festhalten.
Nach ihren Höhenflügen an der Börse bis ins zweite Jahr der Pandemie hinein stehen die Corona-Profiteure schon seit längerem unter Druck. Die Anleger sahen bereits voraus, dass sich der Rückenwind durch die Corona-Krise für die Unternehmen mit der Zeit legen dürfte. Erst in der vergangenen Woche hatten Papiere von Zalando und Hellofresh im Zuge der wegen des Ukraine-Kriegs noch weiter unter Druck geratenen Börsen neue Tiefs erreicht.
Das Papier des Online-Modehändlers war auf das niedrigste Niveau seit Mai 2020 gesunken, die Aktie des Kochboxenversenders kostete so wenig wie zuletzt im November desselben Jahres. Dieses Schicksal bleibt derzeit auch den anderen Corona-Profiteuren nicht erspart. Anteile an Delivery Hero etwa haben allein seit Jahresbeginn mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt. Von den übrigen Corona-Gewinnern schlägt sich der Diagnostikkonzern Qiagen
Quelle: dpa-Afx