FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kummer gewöhnten Anleger von Fresenius und dessen Konzerntochter Fresenius Medical Care (FMC) haben am Montag erleichtert auf die Eckdaten zum dritten Quartal reagiert. Dass beide Unternehmen erneut ihre Geschäftsziele gesenkt haben, überraschte letztlich kaum.

Die Aktien des Dialyseanbieters FMC gaben zwar im frühen Handel zunächst leicht nach, drehten jedoch schnell ins Plus. Bis zum späten Vormittag zogen die Papiere um rund vier Prozent auf 27,33 Euro an. Die Anteilsscheine von Fresenius notierten von Anfang an in der Gewinnzone und stiegen zuletzt um gut drei Prozent. Damit setzten sich die Aktien beider Unternehmen an die Dax-Spitze . Der deutsche Leitindex legte nur moderat zu.

Das schwierige US-Geschäft belastet FMC und in der Folge auch seine Konzernmutter Fresenius noch stärker als befürchtet. Auch alle anderen Bereiche, insbesondere der Dienstleister Vamed, sind von dem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld geprägt. Dabei verwies der Medizinkonzern und größte private Krankenhausbetreiber Deutschlands Fresenius auf inflationsbedingte Kostensteigerungen, Personalengpässe sowie Störungen in den Lieferketten, was auch das Patientenverhalten beeinflusse.

Wegen des schwierigen Umfeldes verzögerten sich entgegen früheren Erwartungen die Auswirkungen der Verbesserungsmaßnahmen bei den Gesundheitsdienstleistungen in Nordamerika, hieß es von FMC. Daher rechnet Carla Kriwet, die das Unternehmen seit Anfang Oktober führt, im laufenden Jahr nun mit einem Konzernergebnisrückgang im hohen Zehner- bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich. Bislang hatte ein Rückgang im hohen Zehner-Prozentbereich auf dem Plan gestanden. Diese Ziele sind währungsbereinigt und vor Sondereffekten. Vor diesem Hintergrund erwartet wiederum Fresenius-Chef Michael Sen für 2022 nunmehr ein Rückgang des währungsbereinigten Konzernergebnisses um die zehn Prozent nach einem bisher avisierten Minus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Analysten zeigten sich davon allerdings kaum überrascht. Angesichts der jüngst gesenkten Markterwartungen für FMC und der kürzlichen Prognosesenkung von Fresenius Medical Cares US-Konkurrenten Davita glaube er nicht, dass die Warnungen von FMC ein "völliger Schock" gewesen seien, schrieb etwa der Experte Robert Davies von der US-Bank Morgan Stanley.

Analyst Graham Doyle von der Schweizer Großbank UBS kommentierte: "Zwar dürften Investoren kaum erfreut sein angesichts des aktualisierten Jahresausblicks, doch der aktuelle Kurs der Aktien des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers Fresenius reflektiert bereits geringe Erwartungen." Zudem dürfte die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal besser ankommen, sofern die Zahlen der Dialysetochter FMC herausgerechnet würden, fuhr Doyle fort.

Doch auch FMC habe besser als erwartet abgeschnitten, betonte Analyst Hassan Al-Wakeel von der britische Investmentbank Barclays. Im dritten Quartal profitierte FMC noch deutlich von dem zum US-Dollar schwachen Euro, ohne dessen Auswirkungen es nur ein kleines Umsatzplus sowie einen noch deutlicheren Gewinnrückgang gegeben hätte.

Im bisherigen Jahresverlauf sackten die FMC-Aktien allerdings um mehr als die Hälfte ab und diejenigen von Fresenius um 35 Prozent. Beide gehören damit zu den schwächsten Dax-Titeln. Das Börsenbarometer hat in diesem Zeitraum rund 17 Prozent verloren. Die Anteile beider Unternehmen litten in den vergangenen Jahren stark unter der anhaltenden Krise des Fresenius-Konzerns.

Zuletzt verlieh die Nachricht vom möglichen Einstieg des aktivistischen Hedgefonds Elliott den Papieren von Fresenius etwas Schub. Dieser könnte auf die Entwirrung der komplexen Strukturen des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers drängen./la/lew/stk

Quelle: dpa-Afx