FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine erneute Senkung der Jahresziele hat dem Pharma- und Laborausrüster Sartorius sowie seiner französischen Tochter Sartorius Stedim Biotech am Freitag einen Kurseinbruch eingebrockt. Analysten hatten eine Gewinnwarnung zwar schon befürchtet, verwiesen aber auch auf die angekündigte Überprüfung der mittelfristigen Unternehmensziele. Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan geht nun nicht nur für 2023, sondern auch für die kommenden Jahre von deutlich sinkenden Konsensschätzungen aus.

Die Sartorius-Aktien rutschten am Dax-Ende mit minus 15 Prozent bis auf ein Tief seit Mitte 2020 ab und verloren gegen Mittag noch 11,7 Prozent auf 284 Euro. Für Sartorius Stedim Biotech ging es um 15,7 Prozent auf 189,55 Euro bergab, nachdem sie zeitweise so günstig waren wie zuletzt im April 2020. Dies zog den gesamten Medizinsektor in Mitleidenschaft: Der zuletzt erholte europäische Branchenindex verlor 1,3 Prozent.

Die bisherige Jahresbilanz beider Titel fällt ebenfalls düster aus. Während Sartorius rund 23 Prozent verloren haben und damit zu den schwächsten Werten im deutschen Leitindex zählen, steht für die Tochter ein Kursrückgang um gut 37 Prozent zu Buche. Gegenüber den Rekordhochs im Herbst 2021 haben Sartorius und Sartorius Stedim Biotech mehr als die Hälfte beziehungsweise knapp zwei Drittel ihres Werts eingebüßt.

Mit der Veröffentlichung von Eckdaten für das dritte Quartal wurde bekannt, dass Sartorius nun für 2023 einen Umsatzrückgang von etwa 17 Prozent erwartet. Davor hatte das Unternehmen von einem Rückgang "im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich" gesprochen. Für die operative Ebitda-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) rechnet Sartorius nun mit etwas über 28 Prozent nach bisher rund 30 Prozent, was ebenfalls einen deutlicheren Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert als bisher bedeutet.

Für 2024 erwartet Sartorius ein profitables Wachstum. Genaueres werden die Anleger aber erst im Januar erfahren. Allerdings hieß es auch, die Mittelfristziele würden aktuell überprüft und eine Aktualisierung werde ebenfalls Anfang kommenden Jahres mitgeteilt.

JPMorgan-Experte Vosser sah die Umsatz- und mehr noch die operative Ergebnisentwickung beider Unternehmen im dritten Quartal klar unter den Erwartungen. Gleiches gelte für den neuen Jahresausblick. Oliver Metzger von der Investmentbank Oddo BHF attestierte Sartorius ein sehr schwaches drittes Quartal und hält die mittelfristigen Ziele für zu ambitioniert. Gleichzeitig sei die Aktie immer noch teuer, ergänzte Warburg-Analyst Michael Heider.

Einige Experten sehen indes schon Licht am Ende des Tunnels. Nach den zuletzt vorsichtigen Kommentaren von Sartorius und von Branchenkollegen seien die nun reduzierten Jahresziele keine große Überraschung für ihn, schrieb etwa Odysseas Manesiotis von der Privatbank Berenberg. Den Kurseinbruch sollten Anleger als Einstiegsgelegenheit wahrnehmen.

James Vane-Tempest vom US-Analysehaus Jefferies prognostiziert der Sartorius-Aktie zwar einige Schwankungen, bis sich die Trends wieder stabilisieren und mehr Klarheit herrscht. Doch die mittel- bis langfristigen Wachstumstrends der Branche seien intakt, betonte er./gl/ag/stk

Quelle: dpa-Afx