NEW YORK (dpa-AFX) - Der US-Softwarekonzern Oracle
Die Aktie von Oracle hatte zuletzt einen guten Lauf mit einem zwölfprozentigen Plus binnen 13 Handelstagen. Vor dem Quartalsbericht habe bei Anlegern Vorfreude geherrscht, schrieb deshalb der UBS-Analyst Karl Keirstead in einer aktuellen Studie. Der US-Softwarekonzern habe diesen Überschwang aber nicht gerechtfertigt. Die meisten Kennziffern träfen zwar den Analystenkonsens, der Umsatzausblick auf das zweite Geschäftsquartal liege aber unter seiner Erwartung.
Ähnlich ordnet Analyst Kirk Materne von Evercore ISI die vorbörsliche Schwäche von Oracle ein. Dass die Aktie unter Druck steht, liege mehr an überzogenen Erwartungen als an echten Enttäuschungen. Der Ausblick auf das zweite Geschäftsquartal sei zwar etwas unter den Markterwartungen, aber dies sei keine vollkommene Überraschung. Wichtiger sei, dass das Ziel eines 30-prozentigen Cloud-Wachstums im Jahr 2024 intakt bleibe.
Aus den Zahlen geht hervor, dass sich das Wachstum des Cloud-Geschäfts bei Oracle im vergangenen Quartal verlangsamt hat. Der Cloud-Umsatz stieg im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Im Vierteljahr davor hatte es noch einen Zuwachs von mehr als 50 Prozent gegeben. Mit dem Anstieg des Konzernerlöses um neun Prozent traf Oracle aber die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten.
Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets muss der SAP-Rivale erstmals seit langem einen Rückgang der Dynamik im Cloud-Geschäft einräumen. "Alarmstufe Rot ist zwar auch nicht angesagt, da offensichtlich noch genug Nachfrage in diesem Bereich besteht. Dennoch stellt dies die Frage, ob auch dieser Markt langsam an seine Grenzen stößt und die nachlassende Fantasie am Ende ihre Spuren in den Aktienkursen hinterlassen wird", so Molnar. Dies wäre dann auch für SAP ein Thema.
Börsianer wollten die Rückschlüsse auf SAP aber nicht überbewerten. Der Kursrückgang bei Oracle sei vor allem unternehmensspezifisch und auch Gewinnmitnahmen geschuldet, sagte ein Händler. Die SAP-Aktie hatte seit Mitte August mit einem Anstieg um knapp sechs Prozent deutlich weniger stark performt als Oracle. Sie hat 2023 bislang etwa 30 Prozent gewonnen, während Oracle vor dem Quartalsbericht auf ein Jahresplus von 55 Prozent gekommen war./tih/ag/mis
Quelle: dpa-Afx