FRANKFURT/ZÜRICH (dpa-AFX) - Optimistische Aussagen zum Gewinnziel der Schweizer Online-Apotheke Zur Rose
Händlern zufolge sind die Nachrichten auch bei Shop Apotheke positiv für die Stimmung, da beide Unternehmen stark auf dem deutschen Markt konkurrieren. Dass die Schweizer einen durchwachsenen Zwischenbericht vorlegten und zudem den Umsatzausblick ein wenig kappten, fiel hingegen kaum ins Gewicht.
Nach anfangs deutlicheren Gewinnen stiegen die zuletzt schwächelnden Titel von Shop Apotheke am Mittag als einer der SDax
An der Börse in Zürich behaupteten Zur Rose ein Plus von fast neun Prozent auf 60,05 Franken, nachdem sie am Vortag bei 55,15 Franken noch ein Rekordtief erreicht hatten. Der starke Kursanstieg könnte daher in Teilen auch sogenannten Short-Eindeckungen geschuldet sein. Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt haben, müssen diese leer verkauften Aktien am Markt zurückkaufen, was den Kurs zusätzlich antreibt.
Dass das bereinigte operative Ergebnis dank Einsparungen, Produktivitätssteigerungen und Marketingoptimierungen bereits 2023 positiv ausfallen soll, ist für Analyst Volker Bosse von der Baader Bank die beste Nachricht. Daraus resultiere erfreulicherweise auch, dass zumindest das operative Geschäft keinen zusätzlichen Kapitalbedarf habe. Auch Michael Heider vom Analysehaus Warburg Research wertete das geplante frühere Erreichen der Gewinnschwelle als klar positiv. Er hob zudem die Chancen im Zusammenhang mit dem E-Rezept in Deutschland hervor.
Zuletzt hatte es bei Zur Rose immer wieder Spekulationen über eine notwendige Kapitalerhöhung gegeben. Der Kapitalbedarf beschränke sich auf die Refinanzierung der ausstehenden Anleihen sowie eine Liquiditätsreserve, hieß es hierzu am Donnerstag von Zur Rose. Hierfür würden verschiedene Optionen geprüft.
Andere Experten sehen dieses Thema indes deutlich kritischer und betonen, dass die Lage undurchsichtig bleibe. "Das Potenzial einer weiteren Kapitalerhöhung bei Zur Rose ist groß", schreibt etwa ZKB-Analyst Gian Marco Werro. Warburg-Experte Heider geht davon aus, dass die Aktie langfristig unter Druck bleiben dürfte, solange die finanziellen Unsicherheiten weiter bestünden.
Auch die jüngste Geschäftsentwicklung und der Ausblick der Schweizer begeisterten die Analysten nicht. Baader-Experte Bosse sprach für das zweite Quartal von einem besser als erwarteten Ergebnistrend, dem aber eine enttäuschende Umsatzentwicklung gegenüberstehe - deren Dynamik habe beim wichtigsten Wettbewerber Shop Apotheke besser ausgesehen. Er verwies zudem darauf, dass Zur Rose zwar das bisherige Jahresziel eines operativen Verlusts (Ebitda) bestätigte, nun aber nicht mehr mit einem stagnierenden, sondern einem leicht rückläufigen Umsatz rechnet.
Der Warburg-Experte Heider monierte eine weiterhin enttäuschende operative Entwicklung bei Zur Rose. Ohne die Profitabilitätsziele betrachtet, sieht er in den Zahlen für das erste Halbjahr definitiv keinen Kurstreiber.
Deren längerfristige Entwicklung dürfte den Anteilseignern tatsächlich wenig Freude bereiten: Seit Jahresbeginn haben Zur Rose etwa drei Viertel ihres Werts eingebüßt. Konkurrentin Shop Apotheke schneidet mit einem Kursrückgang um 30 Prozent deutlich besser ab - damit reiht sich die Aktie im SDax-Mittelfeld ein. Der deutsche Nebenwerte-Index hat um fast 21 Prozent nachgegeben.
Auch in der gesamten Börsenhistorie beider Unternehmen hat die Shop Apotheke die Nase klar vorn: Für die Papiere steht seit dem Sprung auf das Parkett 2016 nahezu eine Kursverdreifachung zu Buche. Dagegen hat die Aktie von Zur Rose seit dem Börsengang 2017 unter dem Strich mehr als zwei Drittel verloren. Von ihren gut anderthalb Jahre alten Rekordständen von 249 Euro beziehungsweise 514 Franken sind beide Titel derzeit meilenweit entfernt./gl/tih/jha/
Quelle: dpa-Afx