NEW YORK (dpa-AFX) - An der New Yorker Wall Street hat der Dow Jones Industrial am Dienstag erstmals seit Ende Februar wieder die Marke von 28 000 Punkten übersprungen. Damit lieferte der US-Leitindex in nur acht Börsentagen eine Rally von gut 2000 Punkten und spurtet nun der im Rekordlauf vorausgelaufenen technologielastigen Nasdaq-Börse hinterher.
Einerseits stützte an diesem Handelstag, dass US-Präsident Donald Trump niedrigere Steuern auf Kapitalerträge ins Spiel brachte. Das dürfte Börsianern zufolge die jüngste Rally noch weiter befeuern. Andererseits gab es Neuigkeiten zum Thema Corona-Virus. So ließ Russland als erstes Land der Welt einen Impfstoff gegen das Virus für die breite Anwendung in der Bevölkerung zu. Allerdings gibt es noch keine größeren klinischen Studien, was dem international üblichen Vorgehen für eine Zulassung widerspricht.
Rund zwei Stunden vor dem Handelsschluss legte der Dow um 1,12 Prozent auf 28 101,66 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,51 Prozent auf 3377,61 Zähler und befindet sich damit wieder auf dem Weg zu seinem am 19. Februar erreichten Rekordhoch bei rund 3393 Punkten. Die in den vergangenen Wochen stark gestiegenen Nasdaq-Indizes gaben - wie bereits am Freitag und Montag - nach. Der Auswahlindex Nasdaq 100 sank zuletzt allerdings nur noch um 0,38 Prozent auf 11 042,87 Punkte.
Geringere Steuern auf Kapitalerträge würden eine Menge Jobs schaffen, sagte Trump am Montag auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda blieb allerdings skeptisch. "Ich bin nicht so sicher, ob die US-Wirtschaft oder der Staatshaushalt das im Moment wirklich brauchen", schrieb er. Aber die USA befänden sich in einem Wahljahr. Trump, der sich wegen der Coronavirus-Pandemie im Nachteil sehe, wolle nun wohl Nutzen aus Rekorden an den Aktienmärkten schlagen.
Während im Dow die beiden zuletzt sehr stark gelaufenen Aktien von Microsoft und Apple mit Verlusten von bis zu 1,2 Prozent die schlechtesten Werte waren, zählten Bankaktien zu den gefragtesten Titeln. JPMorgan stiegen um 5,1 Prozent und Goldman Sachs um 2,9 Prozent.
Im S&P 100 zeigten sich zudem auch Autowerte weit vorn. So gewannen Ford 3,2 Prozent und GM stiegen um 4,1 Prozent. Zum letztgenannten Wert gab es Neuigkeiten: Finanzchefin Dhivya Suryadevara trat von ihrem Posten zurück. Übernehmen wird vorerst John Stapleton, der aktuell Finanzchef der Nordamerika-Sparte von General Motors ist.
Aktien von Fluggesellschaften und von anderen Unternehmen aus dem Tourismus, die sich von der Corona-Krise bislang am wenigsten erholt haben, standen ebenfalls auf den Einkaufszetteln der Anleger. American Airlines , United , Delta und Jetblue Airways legten um zwischen 2,5 und 4,3 Prozent zu. Royal Caribbean Cruises und Carnival stiegen um 6,5 Prozent beziehungsweise 5,8 Prozent und folgten damit ebenfalls den starken Vorgaben von Wettbewerbern in Europa.
Die Papiere von International Flavors & Fragrances (IFF) verloren nach Quartalszahlen 3,2 Prozent. Analyst Adam Samuelson von Goldman Sachs verwies auf das nachlassende Wachstum des Herstellers von Duft- und Aromenstoffen. Das dürften den Anlegern nicht schmecken, hatte er bereits vor dem Handelsstart gesagt.
Der Ölkonzern Occidental Petroleum muss wegen des starken Ölpreisverfalls für das zweite Quartal 6,6 Milliarden US-Dollar abschreiben. Das drückte den Kurs um 3,3 Prozent.
Die Aktien von Qualcomm gewannen 4,2 Prozent und profitierten von einem Berufungsgerichtsurteil über einen Lizenzstreit. Vor einem Jahr hatte ein US-Gericht Auflagen gegen den führenden Anbieter von Smartphone-Chips angeordnet. Dabei wurde Qualcomm damals unter anderem verboten, Chip-Lieferungen vom Erwerb einer separaten Patentlizenz abhängig zu machen. Daraufhin war Qualcomm in Berufung gegangen./ck/he
Quelle: dpa-Afx