NEW YORK (dpa-AFX) - Nach dem dreitägigen Kursrutsch an der Wall Street zeichnet sich dort am Mittwoch eine leichte Erholung ab. Rund eine Stunde vor dem Handelsbeginn taxierte der Broker Broker IG den Dow Jones Industrial mit 0,92 Prozent im Plus bei 27756 Zählern. Auch an der technologielastigen Börse Nasdaq, die als Ausgangspunkt der Kursquerelen gilt, wird ein positiver Start erwartet.
Am Vortag hatten die US-Börsen nach dem verlängerten Wochenende ihren Kursrutsch noch ungebremst fortgesetzt. Besonders betroffen waren die Techwerte. Der Nasdaq 100 war damit in drei Handelstagen um mehr als elf Prozent von seinem in der vergangenen Woche erreichten Rekord abgerückt. Die Korrektur sei schnell und angesichts des bisher außergewöhnlichen Börsenjahres unvermeidlich gewesen, schrieb Craig Erlam vom Broker Oanda.
Vor allem Aktien aus dem Social-Media-, Internet-, Software- und Halbleiterbereich waren in den vergangenen Wochen immer weiter nach oben gelaufen. Anleger hatten dabei auf eine schnelle Erholung vom Corona-Crash gesetzt, zuletzt aber hatten die Investoren Gewinne mitgenommen. Besonders deutlich ging es beispielsweise den durch den Börsenhype befeuerten Aktien des E-Auto-Bauers Tesla an den Kragen.
Börsianer rätseln nun, ob der Markt inzwischen bereits einen Boden gefunden hat, oder sich die Korrektur noch weiter fortsetzt. Laut Erlam stehen die Anleger dabei vor einem Problem: "Die Welt wird nie wieder so sein, wie sie im Februar war, aber es wird auch nicht so weitergehen wie bisher. Der Abstand zwischen beiden Realitäten ist weit, das macht es so schwer wie nie, den Wert von Firmen zu bemessen."
Einer der wesentlichen Treiber der Kurse in den vergangenen Wochen war die Hoffnung auf einen schnellen Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus gewesen. Nachrichten des britischen Pharmakonzerns Astrazeneca , der aufgrund gesundheitlicher Probleme eines Probanden einstweilig seine Impfstofftests stoppt, sorgten in Europa deshalb am Mittwoch kurz für einen Stimmungsdämpfer. Analysten sprachen jedoch von einem Routinefall, der nicht überbewertet werden solle, bevor man Genaueres wisse.
Aktien des US-Branchenkollegen Pfizer notierten unterdessen vorbörslich um gut eineinhalb Prozent fester. Der Pharmakonzern und sein deutscher Partner Biontech kündigten Verhandlungen mit der EU-Kommission über einen Liefervertrag für ihren Corona-Imfpstoff an. Entsprechende Sondierungsgespräche seien bereits geführt worden. Geplant ist die Lieferung von 200 Million Dosen mit der Option auf weitere 100 Millionen Dosen. Die erste Auslieferung des Präparats, das im Moment sich noch in klinischen Tests beweisen muss, ist für Ende 2020 geplant.
Ferner sollten Anleger die Aktien der Juwelierkette Tiffany im Auge behalten, denn die Übernahme durch den französischen Luxuskonzern LVMH droht zu platzen. Vorbörslich ging es für Tiffany-Anteile zeitweise um fast ein Fünftel bergab, zuletzt betrug das Minus noch knapp neun Prozent. LVMH sieht sich nach eigenen Angaben "aus heutiger Sicht nicht in der Lage, den Zukauf wie geplant durchzuführen". Tiffany will nun per Klage die Übernahme durchsetzen. Der Zukauf wäre mit vereinbarten 16,2 Milliarden Dollar der teuerste Deal in der Geschichte von LVMH./tav/fba
Quelle: dpa-Afx