NEW YORK (dpa-AFX) - Nach einer viertägigen Verluststrecke an den US-Börsen zeichnet sich am Dienstag ein erneuter Stabilisierungsversuch ab. Eine Stunde vor Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial leicht mit 0,1 Prozent im Plus auf 29 221 Punkte, nachdem er zuletzt vier Tage hintereinander nachgegeben hatte. Seit dem Zwischenhoch von 30 454 Zählern in der vergangenen Woche hat der US-Leitindex bislang mehr als vier Prozent verloren.

Noch rasanter abwärts ging es zuletzt an der technologielastigen Nasdaq-Börse, deren Auswahlindex Nasdaq 100 am Dienstag mit 10 920 Punkten fast auf Vortagsniveau erwartet wird. Durch einen Rückschlag um mehr als sechs Prozent, den er in den vergangenen Tagen durchmachte, bewegt er sich schon wieder auf seinem niedrigsten Niveau seit mehr als zwei Jahren.

"Weiterhin zeigen sich die internationalen Aktienmärkte sehr schwankungsintensiv, ohne eine klare Richtung einzunehmen", schrieb am Dienstag Frank Wohlgemuth von der National-Bank. Dies sei auch nicht verwunderlich. "Die belastenden Themenfelder sind vielfältig." Lösungen seien, wenn überhaupt, nur sehr schwerlich zu erreichen. Die Unsicherheit ist daher sehr hoch.

Einen Trendbruch nach oben hält Wohlgemuth vorerst für unwahrscheinlich, solange es keine Signale gibt, dass mit einem Ende des steilen Zinserhöhungskurses zu rechnen ist. Gespannt wird vor diesem Hintergrund darauf gewartet, was am Mittwoch in dem veröffentlichten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed steht. Außerdem werfen die neuesten US-Inflationszahlen schon ihre Schatten voraus, die am Donnerstag fällig sind.

Chipaktien könnten weiter davon gebremst worden, dass die Stimmung im Tech-Sektor wegen der schnell steigenden Zinsen angeschlagen bleibt. Hinzu kommt, dass die US-Regierung zuletzt weitere Beschränkungen für Chinas Zugang zu amerikanischer Halbleitertechnologie ankündigte. Für die Titel von Nvidia zum Beispiel ging es vorbörslich um ein halbes Prozent bergab. Jene des Branchenausrüsters KLA büßten zwei Prozent ein, nachdem dieser angekündigt hatte, dass er den Vorschriften folgen werde.

Auch die in den USA notierten Aktien chinesischer Tech-Konzerne könnten unter dem weiter angespannten Verhältnis der beiden Wirtschafts-Großmächte leiden. Jene der Suchmaschine Baidu rutschten vorbörslich nochmals um 2,3 Prozent ab. Angesichts neuer Corona-Ausbrüche hat Chinas Führung vor dem Kongress der Kommunistischen Partei bekräftigt, dass sie an der strikten Null-Covid-Strategie des Landes nicht rüttelt.

Eine vorbörslich positive Ausnahme ist die Aktie von Amgen , die nach einer positiven Empfehlung der US-Bank Morgan Stanley vorbörslich um 2,5 Prozent stieg. Die Experten um Analyst Matthew Harrison sehen in den Titeln eine defensive und mit neuen Produkten zugleich chancenreiche Anlage.

Unter den Nebenwerten fielen die Papiere von Dice Therapeutics mit einem Kurssprung um 90 Prozent auf. Das Unternehmen hatte angekündigt, das Schuppenflechte-Medikament DC-806 werde weiterentwickelt nach positiven Zwischendaten, die eine gute Verträglichkeit und ein hervorragendes Sicherheitsprofil ergaben./tih/zb

Quelle: dpa-Afx