NEW YORK (dpa-AFX) - An der Wall Street deutet sich am Mittwoch ein neuerlicher Erholungsversuch an. Die vorbörslichen Kursgewinne interpretierten Börsianer indes eher als eine Kettenreaktion der aktuellen Turbulenzen an den Anleihemärkten. Die Sorgen der Anleger bleiben gleichwohl dieselben: Angst um die Konjunktur und um einen zu starken Eingriff der Notenbanken mithilfe von Leitzinserhöhungen.

Die Investoren warten nunmehr auf weitere Hinweise zur Geldpolitik, weshalb das im späteren Verlauf anstehende Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Die US-Währungshüter wollen die anhaltend hohe Teuerung mit allen Mitteln drosseln und nehmen dabei auch Schäden an der Wirtschaft in Kauf. Ebenfalls von großem Belang sind in diesem Zusammenhang auf der aktuellen Konjunkturagenda die Produzentenpreise, am Donnerstag folgen die Inflationsdaten von der Verbraucherseite.

Ein recht robuster Arbeitsmarktbericht und Aussagen von obersten Währungshütern aus den Reihen der Fed hatten zuletzt weitgehend die Hoffnungen am Markt zerstreut, dass die US-Notenbank das Tempo ihrer Leitzinserhöhungen drosseln könnte. Den Kursen an der Wall Street hat die Aussicht auf steigende Zinsen klar geschadet. Seit seinem Zwischenhoch in der vergangenen Woche bei 30 454 Punkten hat der US-Leitindex Dow Jones Industrial bis zuletzt rund vier Prozent eingebüßt.

Rund eine Dreiviertelstunde vor dem offiziellen Handelsstart am Mittwoch taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial nunmehr mit 0,2 Prozent Kursplus auf 29 301 Punkte. Der US-Leitindex hatte am Vortag als einziges gewichtiges Börsenbarometer an der Wall Street moderate Gewinne über die Ziellinie retten können, während die Stabilisierungsbemühungen im restlichen Markt scheiterten. Vor allem die als besonders zinsempfindlich geltenden Technologiewerte verzeichneten den fünften Tag infolge deutliche Verluste. Zum jetzigen Handelsstart wird der technologielastige Index Nasdaq 100 nun mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent auf 10 848 Zähler erwartet.

Zwar halten sich die Investoren derzeit an jedem noch so kleinen Strohhalm fest; Börsenkenner Craig Erlam vom Broker Oanda glaubt allerdings nicht, dass die Inflationsdaten oder das September-Protokoll etwas an der Notenbank-Politik ändern werden. "Jegliche Hoffnung auf eine Unterstützung der Fed könnte sich zerschlagen, da die Kommentare zu diesem Zeitpunkt in gewissem Maße überholt sind und die Entscheidungsträger sich in ihrem Ziel, die Inflation zu bekämpfen, einig zu sein scheinen."

Auf Unternehmensseite haben die Anleger derweil mit der beginnenden Berichtssaison in den USA die unerwartet starken Zahlen von Pepsico zu verarbeiten. Das Management des Getränke- und Snackriesen hob nach dem dritten Quartal seine Ziele für das Jahr erneut an. Vorbörslich ging es für die Aktie zuletzt um mehr als zweieinhalb Prozent nach oben. Zudem dürften einige Analystenkommentare bewegen: So äußerte sich etwa die US-Investmentbank JPMorgan positiv zur Kaffeekette Dutch Bros, und die Credit Suisse nahm den Börsenbetreiber Nasdaq mit dem Votum "Outperform" in die Bewertung auf.

Bei den Technologietiteln beschäftigt die Anleger weiter die jüngsten Vorkommnisse im Chipsektor, nachdem die Biden-Regierung Chinas Zugang zu US-Halbleitertechnologie zuletzt massiv beschränkt hatte. Börsianer verwiesen nunmehr auf Berichte, wonach die Beschränkungen zumindest für eine sehr kleine Anzahl nicht-chinesischer Firmen gelockert worden sein sollen. Die zuletzt verlustreichen Branchenwerte wie Nvidia oder Intel könnten hiervon profitieren./tav/men

Quelle: dpa-Afx