NEW YORK (dpa-AFX) - Die von der Notenbank der Vereinigten Staaten angekündigten weiteren Leitzinsanhebungen haben die US-Börsen am Freitag sichtbar unter Druck gesetzt. Zuletzt büßte der Leitindex Dow Jones Industrial 2,15 Prozent auf 32 576,84 Punkte ein und pulverisierte damit die Erholung der letzten zwei Handelstage.
Der marktbreite S&P 500 sank um 2,46 Prozent auf 4095,88 Punkte und der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 3,12 Prozent auf 12 733,81 Zähler ab. Viele Technologieformen sind zur Finanzierung ihrer Wachstums stärker von Krediten abhängig als Unternehmen aus traditionelleren Branchen und entsprechend verwundbar bei steigenden Zinsen.
"Die Wiederherstellung der Preisstabilität wird wahrscheinlich die Fortsetzung einer restriktiven Geldpolitik für einige Zeit notwendig machen", sagte Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen der Notenbankkonferenz von Jackson Hole. Zudem spreche die historische Erfahrung dagegen, die Geldpolitik zu früh zu lockern.
Powell gab jedoch noch keine klaren Signale für die nächste Zusammenkunft. "Unsere Entscheidung auf der September-Sitzung wird von der Gesamtheit der eingehenden Daten und den sich entwickelnden Aussichten abhängen", sagte der Notenbanker. Es könnte jedoch ein erneut "außergewöhnlich großer" Zinsschritt notwendig werden.
Unternehmensseitig sorgte eine Vielzahl von Nachrichten für Kursausschläge. Die Aktien von Electronic Arts blieben mit einem Plus von 4,7 Prozent deutlich hinter ihrer vorbörslichen Entwicklung zurück, wenngleich das immer noch für den Spitzenplatz im Nasdaq 100 reichte. Zunächst hatten US-Medien über ein milliardenschweres Kaufgebot von Amazon berichtet. Doch dann hieß es beim Fernsehsender "CNBC", dass der Handelskonzern wohl doch kein Interesse an dem Online-Spieleentwickler habe. Bei Amazon fiel das Kursminus mit 3,7 Prozent etwas deutlicher als die allgemeine Technologiewerte-Schwäche aus.
Derweil sind die Verhandlungen zur Übernahme des Krebsmedikamentenherstellers Seagen durch den US-Pharmakonzern Merck & Co laut Insidern ins Stocken geraten. Grund seien die unterschiedlichen Preisvorstellungen auf beiden Seiten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Beide Seiten äußerten sich zunächst nicht. Die Seagan-Papiere sackten um 5,6 Prozent ab, wogegen die Merck-Titel als Dow-Spitzenreiter moderat nachgaben.
Das Halbleiterunternehmen Marvell Technology gab einen schwachen Ausblick ab, was dessen Titel mit einem Kursverlust von 7,8 Prozent und dem letzten Platz im Nasdaq 100 quittierten. Dell-Aktien büßten nach einem ebenfalls negativem Ausblick des PC-Herstellers mehr als elf Prozent ein.
Die US-Biotechfirma Moderna hat den deutschen Rivalen Biontech und dessen Partner Pfizer wegen angeblicher Patentrechtsverletzungen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen verklagt. Die in New York gelisteten Anteilscheine des Mainzer Coronaimpfstoff-Pioniers verloren mit 2,9 Prozent etwas weniger als der Nasdaq 100, während sich die Pfizer-Titel mit einem Minus von gut anderthalb Prozent im schwachen Markt noch besser behaupteten.
Die Gap-Anteilscheine verloren mit dem Markt 1,4 Prozent. Die Modekette hatte für das abgelaufene Quartal überraschend einen Gewinn und eine bessere Umsatzentwicklung gemeldet. Der Kosmetikkonzern Ulta Beauty hob seine Ziele an. Mit minus ein Prozent hielten sich dessen Anteilsscheine ebenfalls vergleichsweise gut.
Beim Anbieter Cloud-basierter Unternehmenssoftware Workday sorgte ein überraschend guter Zwischenbericht für ein Kursplus von dreieinhalb Prozent. Die Aktien des Branchenkollegen Everbridge sprangen sogar um 16 Prozent hoch. Insidern zufolge prüft das Unternehmen verschiedene strategische Optionen inklusive eines Verkaufs.
Ansonsten hielten sich an den US-Börsen gelistete Anteilsscheine (ADRs) chinesischer Unternehmen nach den deutlichen Vortagsgewinnen vergleichsweise gut. Die USA und China erzielten laut der US-Börsenaufsicht SEC eine vorläufige Einigung, dass US-Vertreter Rechnungslegungsdokumente von in den USA notierten chinesischen Firmen prüfen können. Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zu verhindern, dass um die 200 ins New York gelistete chinesische Firmen ihre dortige Börsennotierung aufgeben müssen.
Der Onlineplattform-Betreiber JD.com , der Suchmaschinen-Riese Baidu und das Technologieunternehmen Netease belegten mit Kursabschlägen von bis zu 1,4 Prozent vordere Plätze im Nasdaq 100. Außerhalb des Börsenbarometers verloren die Anteilscheine des Amazon -Branchenkollegen Alibaba lediglich 0,8 Prozent./gl/he
Quelle: dpa-Afx