NEW YORK (dpa-AFX) - Ein erneut deutlicher Renditeanstieg am US-Anleihemarkt hat den Leitindex Dow Jones Industrial am Freitag etwas weiter ins Minus gedrückt. Steigende Zinsen machen zum Beispiel Anleihen als Alternative zur Aktienanlage attraktiver. Als Belastung hinzu kamen unter anderem enttäuschende Geschäftszahlen der Sportartikelherstellers Nike und Verluste bei Bankaktien.
Der Dow fiel um 0,36 Prozent auf 32 744,38 Punkte, nachdem er Tags zuvor zunächst einen Höchststand erreicht und dann mit leichten Verlusten geschlossen hatte. Auf Wochensicht deutet sich damit eine Stagnation an.
Der S&P 500 machte am Freitag zwischenzeitlich Verluste wett und stand zuletzt 0,25 Prozent höher bei 3925,35 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 erholte sich etwas deutlicher von seinen Vortagesverlusten und stieg um 0,77 Prozent auf 12 887,15 Punkte zu. Er hatte am Donnerstag mit einem Minus von mehr als 3 Prozent unter der Aussicht auf eine Verschlechterung der Finanzierungsbedinungen angesichts weiter steigender Marktzinsen gelitten.
Den jüngsten Renditeanstieg begründeten Börsianer damit, dass die US-Notenbank Fed eine in der Corona-Krise ergriffene Stützungsmaßnahme überraschend auslaufen lässt. Konkret geht es um eine Ausnahme zur Eigenkapitalregel SLR. Die Regel schreibt vor, wieviel Eigenkapital die Banken für diverse Vermögenswerte in ihren Büchern vorhalten müssen, um mögliche Verluste auszugleichen.
Die Entscheidung der Fed wurde nicht unbedingt erwartet, da einige Marktteilnehmer für eine Verlängerung plädiert hatten. Am US-Anleihemarkt, der von den Änderungen betroffen ist, gaben die Kurse spürbar nach. Die Renditen stiegen im Gegenzug - vermutlich aus der Sorge heraus, die Nachfrage nach Staatspapieren könnte jetzt zurückgehen.
Vor diesem Hintergrund waren Bankaktien zum Wochenschluss nicht gut gelitten. So fielen Goldman Sachs um knapp ein Prozent und JPMorgan um fast drei Prozent. Beide Anteilsscheine hatten allerdings am Vortag jeweils Rekordhochs erreicht und damit von den steigenden Anleiherenditen profitiert - in der Hoffnung auf bessere Zinsgeschäfte.
Unter den schwächsten Werten im Dow sackten die Aktien von Nike um rund vier Prozent ab. Der weltgrößte Sportartikelhersteller profitiert zwar weiter vom Online-Shopping-Boom in der Corona-Pandemie. Analysten hatten aber mit höheren Erlösen gerechnet.
Am Index-Ende knickten die Papiere von Visa um mehr als fünf Prozent ein. Der Kreditkartenriese steht laut einem Pressebericht im Visier des US-Justizministeriums. Die Behörde ermittele wegen des Verdachts möglicher wettbewerbsverzerrender Praktiken, schrieb das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Ermittler prüfen demnach, ob der Konzern Händler daran gehindert haben könnte, Debitkartenzahlungen über günstigere Netzwerke abzuwickeln. Ein Visa-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Unter den größten Gewinnern im S&P 500 zogen die Anteilsscheine von Fedex um gut sechs Prozent an. Der Post-Rivale hatte im jüngsten Geschäftsquartal dank des Bestellbooms in der Pandemie deutlich besser verdient. Die Profitabilität in der Paketsparte Ground sei wieder in der Spur, schrieb Analyst Thomas Wadewitz von der Schweizer Großbank UBS. Auch die Umsatzentwicklung im Expressgeschäft sei beeindruckend./la/fba
Quelle: dpa-Afx