NEW YORK (dpa-AFX) - Die Anleger gehen am Donnerstag an der Wall Street defensiver vor. Weder das wieder durch die Pipeline Nord Stream 1 fließende russische Gas noch eine deutliche Zinsanhebung der EZB gaben den dort gehandelten Standardwerten eindeutige Impulse, die auch nicht von durchwachsenen Unternehmenszahlen kamen. An der technologielastigen Nasdaq-Börse war die Tendenz wie schon am Vortag besser.

Der Dow Jones Industrial pendelte im Verlauf um die Gewinnschwelle, nachdem er im frühen Handel deutlicher abgerutscht war. Zuletzt verlor er 0,16 Prozentauf 31 822,35 Punkte. Andere New Yorker Indizes schlugen sich besser, indem sie es schafften, ihre am Vortag erreichten Sechswochenhochs nochmals leicht zu überbieten. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,37 Prozent auf 3974,46 Zähler. Der Nasdaq 100 kam sogar auf ein Plus von 0,87 Prozent auf 12 548,14 Punkte.

Die Risikobereitschaft der Anleger blieb infolge der Nachrichten zumindest bei industriellen Standardwerten gedämpft, was den Dow bremste. Dies äußerte sich unter anderem auch in wieder anziehenden US-Anleihen. Am Markt hieß es, Investoren wägten weiter ab, welche Auswirkungen die neuesten Nachrichten auf das Wachstum haben würden. Wirtschaftsdaten aus den USA sendeten eher schlechte Signale: Neben schwachen wöchentlichen Arbeitsmarktdaten fielen der Index der Frühindikatoren und das Geschäftsklima in der Region Philadelphia stärker als erwartet.

Getrieben von der Rekordinflation ist nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) mit einem Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte auf den globalen Straffungszug aufgesprungen. "Die EZB hat getan, was sie tun musste - sie hatte keine guten Optionen", sagte James Athey, Investmentleiter bei ABRDN. Beim dringend notwendigen Kampf gegen die Inflation sei es die Kehrseite, dass schnelle Zinserhöhungen dem Wachstum schadeten.

Die Papiere von Tesla wurden zur großen Stütze an der Nasdaq: Mit einem Kurssprung um zuletzt zehn Prozent schafften sie es erstmals seit Mai wieder über die 800-Dollar-Marke. Im zweite Quartal hatte der Elektroautobauer trotz Corona-Lockdowns in China und Lieferketten-Problemen den Quartalsgewinn nahezu verdoppelt, womit die Analystenschätzungen übertroffen wurden. Das Unternehmen rechnet nun mit einer "rekordbrechenden" zweiten Jahreshälfte.

Sonst gab es aber kursmäßig wenig positives zu berichten. Ölkonzerne wie Chevron mit einem Abschlag von 1,8 Prozent litten unter fallenden Ölpreisen und die Berichtsunternehmen aus dem Dow versammelten sich unter den Verlierern im Leitindex. Dazu zählten der Schadenversicherer Travelers und der Chemiekonzern Dow mit Kursverlusten von 1,4 respektive 3,0 Prozent. Beide verzeichneten rückläufige Quartalsgewinne.

Richtig düster wurde es für die Anleger von AT&T , die nach Zahlen einen Kursrutsch um 7,8 Prozent hinnehmen mussten. Dafür verantwortlich gemacht wurde ein gekürztes Free-Cashflow-Ziel, weil vermehrt Kunden ihre Telefonrechnungen nicht begleichen. Die Schwäche erstreckte sich auf die ganze Branche, wie Kursverluste bei Verizon und T-Mobile US von bis zu 3,7 Prozent zeigten.

Für die Aktionäre von Fluggesellschaften war die Fallhöhe auch groß: Nach den jüngsten Kursgewinnen, die es generell in der Reisebranche gegeben hatte, sackten die Titel von United Airlines und American Airlines um bis zu zehn Prozent ab. United schrieb zwar nach einer langen Verluststrecke im zweiten Quartal wieder schwarze Zahlen, Analysten hatten aber mehr erwartet. Auch American Airlines konnte mit seinen Resultaten nicht überzeugen.

Im Nebenwertebereich gab es aber auch noch zwei positive Werte mit Zahlen: Danaher zogen um 8,9 Prozent an und Philip Morris um 3,7 Prozent. In beiden Fällen hieß es, das zweite Quartal habe die Erwartungen übertroffen. Beim Tabakkonzern wurde auch auf einen robusten Ausblick auf das dritte Jahresviertel verwiesen./tih/he

Quelle: dpa-Afx