NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Aktienmärkte haben am Freitag nach den durchwachsenen ersten anderthalb Handelsstunden kräftig angezogen. Nach dem starken November zeichnet sich damit ein erfreulicher Beginn für den letzten Börsenmonat des Jahres ab. Auslöser war eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell.
Der schon davor starke Leitindex Dow Jones Industrial ließ anschließend die Marke von 36 000 Punkten endgültig hinter sich und gewann zuletzt 0,66 Prozent auf 36 187,64 Punkte. Damit erreichte er den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren und steuert auf ein Wochenplus von 2,3 Prozent zu. Zum Anfang 2022 erreichten Rekordstand von 36 952 Punkten fehlen dem Börsenbarometer nur noch rund zwei Prozent beziehungsweise weniger als 800 Punkte.
Auch den anderen Indizes gaben Powells Aussagen einen Schub. Der davor wenig bewegte marktbreite S&P 500 schaffte ein Plus von 0,42 Prozent auf 4586,96 Punkte, während der technologielastige Nasdaq 100 in positives Terrain drehte und um 0,11 Prozent auf 15 965,17 Punkte zulegte. Letzterer würde damit nach vier Gewinnwochen zwar immer noch einen knappen Verlust verbuchen. Seit Jahresbeginn hat er aber die Nase weit vor den anderen Indizes vorn.
Powell signalisierte am Freitag zwar seine Bereitschaft, falls nötig die Geldpolitik weiter zu straffen, und bezeichnete Hoffnungen auf schon bald niedrigere Zinsen als verfrüht. Ähnlich hatte sich der oberste amerikanische Notenbanker aber schon in den vergangenen Wochen geäußert, so dass seine Rede die Märkte nicht schrecken konnte. Zudem sieht Powell immer noch die Chance, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession rutscht.
Vor Powells Rede hatten bereits insgesamt mäßige heimische Konjunkturdaten die Hoffnungen auf eine geldpolitische Entspannung in den USA weiter untermauert. Der vom Institute for Supply Management (ISM) ermittelte Einkaufsmanagerindex für den November belegte eine Stagnation der Stimmung in der Industrie auf niedrigem Niveau. Er deutet weiter auf Schrumpfung hin. Analysten hatten zumindest mit einer moderaten Stimmungsaufhellung gerechnet. Der Industrie-Einkaufsmanagerindex von S&P Global verharrte ebenfalls auf einem niedrigen Niveau.
Die US-Bauausgaben im Oktober stiegen zwar doppelt so stark wie erwartet. Doch dafür wurde der Wert für den Anstieg im Vormonat um die Hälfte nach unten revidiert.
Die Aktien von Dell büßten nach Quartalszahlen 4,3 Prozent ein. Der Computerhersteller meldete einen Umsatzrückgang, der stärker als erwartet ausfiel und durch die anhaltend schleppende Unternehmensnachfrage beeinträchtigt wurde.
Dass der Pharmakonzern Pfizer eine Studie zum Abnehm-Medikament Danuglipron stoppte, ließ die Papiere um 4,8 Prozent absacken.
Die Anteilscheine von Marvell Technologies verloren 5,5 Prozent. Der Hersteller von Halbleiterprodukten enttäuschte die Anleger mit seinem Umsatzausblick auf das Schlussquartal.
Weitere Kursverluste von 1,2 Prozent nach dem schwachen Vortag mussten die Anteilseigner von Tesla verkraften. Der Elektroautobauer teilte mit, dass sein futuristisch aussehender Pickup "Cybertruck" deutlich teurer verkauft wird als ursprünglich angekündigt.
Bei Walt Disney stand ein Kursrückgang um 0,2 Prozent zu Buche. Dass der Unterhaltungsriese wieder eine Dividende ausschütten will, konnte die Anleger nicht begeistern.
Besseres zu berichten hatte Ulta Beauty , wie der Kurssprung von 10,4 Prozent zeigte. Das Kosmetikunternehmen übertraf auf vergleichbarer Basis die Umsatzschätzungen und erhöhte das untere Ende der bisherigen Zielspanne für den Jahresumsatz. Michael Binetti vom Analysehaus Evercore ISI lobte ein solides drittes Quartal vor einem eigentlich "furchterregenden Hintergrund".
In Feierlaune versetzte der Suchalgorithmus-Spezialist Elastic seine Aktionäre. Die in New York gelisteten Papiere schossen um mehr als ein Drittel ihres Werts hoch, nachdem das Softwareunternehmen mit seinen Quartalsergebnissen positiv überrascht und die Jahresziele angehoben hatte./gl/he
Quelle: dpa-Afx