NEW YORK (dpa-AFX) - Der US-Aktienmarkt hat vor dem Wochenende im Handelsverlauf ein Stück weit Kraft verloren. Überdurchschnittlich gut hielt sich aber wieder einmal der Technologiesektor.
Der Nasdaq 100 kam zwar nach einem weiteren Höchststand seit Anfang April 2022 ein wenig zurück, behauptete rund zweieinhalb Stunden vor dem Handelsende aber immer noch ein Plus von 0,6 Prozent auf 14 573 Punkte.
Deutliche Kursgewinne von Tesla gaben Auftrieb. Zudem spielt das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) am Markt nach wie vor eine große Rolle und schiebt Aktien aus diesem Bereich an. Aktien von Microsoft , AMD und Salesforce legten denn auch zu.
Daher fehlte auch dem marktbreiten und zugleich mit vielen Techwerten gespickten S&P 500 mit plus 0,3 Prozent auf 4305 Punkte nicht viel bis zum Kursniveau vom April 2022. Etwas verhaltener fiel der Zuwachs für den Leitindex Dow Jones Industrial aus, der um 0,1 Prozent auf 33 869 Punkte zulegte.
Die Blicke der Marktteilnehmer richten sich bereits auf die neue Woche. Dann stehen US-Inflationsdaten und Leitzinsentscheidungen an, und zwar sowohl der US-Notenbank Fed am Mittwoch als auch der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Während Anleger bei der EZB fest mit einer weiteren Zinsanhebung rechnen, spricht bei der Fed einiges für eine Zinspause. Am Vortag veröffentlichte Daten vom Arbeitsmarkt etwa ließen eine Abkühlung erkennen. Doch ausgemacht ist eine Zinspause noch nicht, zumal in dieser Woche die australische und die kanadische Notenbank mit Zinsanhebungen die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt hatten.
Während in Nordamerika und der Eurozone die noch immer hohe Inflation die Zinsen der Notenbanken weiter hochhält und die Rezessionssorgen damit nicht verringert, ist es in China umgekehrt. Dort ist jüngsten Daten zufolge die Teuerung sehr niedrig, sodass Ökonomen bereits eine Deflation befürchten, also einen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Eine Deflation gilt allgemein als gefährlicher für die Konjunktur als eine etwas zu hohe Inflation. Denn in einem deflationären Umfeld halten sich die Menschen beim Kauf von Waren zurück, weil sie mit weiter fallenden Preisen rechnen.
Anleger von Tesla freuten sich vor dem Wochenende über weitere Kursgewinne von 4,7 Prozent. Der E-Fahrzeughersteller öffnet sein Supercharger-Ladenetz für Elektroautos des Rivalen General Motors (GM) . Ab kommendem Jahr sollen GM-Kunden Zugang zu den rund 12 000 Ladesäulen von Tesla erhalten. Teslas Ladetechnik setzt sich damit immer mehr durch. GM-Chefin Mary Barra sprach von einem Schritt, der die Branche zu einem einheitlichen Ladestandard in Nordamerika bringen könnte. Auch bei den Anlegern von GM kam die Partnerschaft mit Tesla gut an, die Aktien gewannen 1,3 Prozent.
Der Tesla-Aktienkurs hat sich mit dem aktuellen Zuwachs seit Jahresbeginn nun verdoppelt. An der Nasdaq zählen die Papiere zu den besten Werten. An den Kursgewinn der vom KI-Hype beflügelten Titel des Chipherstellers Nvidia kommen sie aber noch nicht heran. Nvidia-Aktionäre haben seit Jahresanfang ein Plus von knapp 170 Prozent auf dem Konto, an diesem Freitag verteuerten sich die Aktien um 1,4 Prozent.
Die tags zuvor ebenfalls gut gelaufenen Anteile des Softwarekonzerns Adobe legten um 4,2 Prozent zu. Auch hier sorgt das Thema Künstliche Intelligenz für Fantasie. Zudem stufte die Bank Wells Fargo die Titel auf "Overweight" hoch.
Nach dem Kursfeuerwerk am Vortag machten Spekulanten bei Aktien der US-Gebrauchtwagenplattform Carvana vor dem Wochenende erst einmal Kasse. Am Donnerstag waren Carvana nach einem überraschend guten Geschäftsausblick um 56 Prozent hochgeschnellt, am Freitag ging es um 15 Prozent nach unten.
Target verloren 2,2 Prozent nach einer Abstufung durch die Citigroup . Die Analysten verwiesen auf eine geringere Frequentierung der Läden des Einzelhändlers und den verschärften Wettbewerb.
Die Aktien von Dish knickten nach der Vorstellung landesweiter Smartphone-Tarifpläne um rund zehn Prozent ein. Der hohe Kursgewinn vom vergangenen Freitag, als die Papiere nach Spekulationen über ein Mobilfunkangebot durch Amazon schrumpft damit immer mehr. So hatten Spekulanten darauf gesetzt, dass Dish beim Vertrieb mit Amazon zusammenarbeiten könnte. Mit den aktuellen Plänen zeige Dish nun wohl aber, dass es selbst Mobilfunkverträge verkaufen wolle, erklärt Analyst Usman Ghazi von der Privatbank Berenberg. Dish sei also wohl ein gutes Stück davon entfernt, sich aus Verzweiflung in die Arme von Amazon zu stürzen./mis/ajx/men
Quelle: dpa-Afx