NEW YORK (dpa-AFX) - Nach den Kursgewinnen zum Wochenstart hat am Dienstag an der Wall Street wieder die Furcht der Anleger vor einer kräftigen Zinserhöhung die Oberhand gewonnen. Mit dem nahenden Entscheid der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch scheuten viele Investoren erneut das Risiko.

Der Leitindex Dow Jones Industrial lag drei Stunden vor Schluss mit 1,12 Prozent im Minus bei 30 673,67 Zählern. Zuvor hatte sich das Börsenbarometer bis auf wenige Punkte seinem vor dem Wochenende erreichten Tiefststand seit Mitte Juli genähert, sich dann aber wieder etwas berappelt.

Der marktbreite S&P 500 verlor 1,10 Prozent auf 3856,85 Zähler. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 gab dieses Mal etwas weniger stark um 0,63 Prozent auf 11 877,69 Punkte nach.

Noch am Vortag hatten sich viele Marktteilnehmer Schnäppchen erhofft und der Wall Street in einem Endspurt klare Gewinne beschert. "Es war ein sehr volatiler Start in die Handelswoche, und mit Blick auf die kommenden Tage dürfte es auch so weitergehen", schrieb Craig Erlam, Marktstratege beim Broker Oanda. Gleich mehrere Zentralbanken reihten sich auf, um mit "riesigen" Zinsschritten der Inflation beizukommen. Anlegern stehe eine "turbulente Woche" bevor.

Allen voran richten sich die Augen dabei auf den Entscheid der Fed, wie auch Thomas Altmann betonte, Marktexperte bei QC Partners. Eine noch größere Erhöhung um einen vollen Prozentpunkt würde aus seiner Sicht sicherlich Schockwellen durch die Märkte schicken. Ein positives Zeichen sei hingegen, dass auch in diesen Zeiten Schnäppchenjäger zuschlügen - wie am Vortag im späten US-Handel. Solange Käufer auf einen passenden Einstieg warteten, sei ein steiler Kursrutsch unwahrscheinlich, erklärte Altmann.

Unter den Einzelwerten fielen am Dow-Ende die Papiere von Nike auf. Sie wurden von einer Abstufung durch Barclays von "Overweight" auf "Equal Weight" belastet und rutschten auf den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Den Experten der britischen Bank zufolge droht dem Sportartikelhersteller ein vielfältiger Gegenwind, etwa durch einen Nachfragerückgang, steigende Lagerbestände und Marktschwankungen in China. Zuletzt betrug das Minus der Papiere vier Prozent.

Noch höhere Kursverluste mit mehr als zehn Prozent gab es bei Ford nach beunruhigenden Konzernnachrichten vom Vorabend. Der Autobauer hatte für das laufende Quartal einen massiven Gewinnrückgang im Vergleich zum vorangegangenen Jahresviertel in Aussicht gestellt. So lässt die Inflation einerseits die Zulieferkosten um eine Milliarde Dollar höher als erwartet steigen. Zudem dürften Engpässe bei wichtigen Teilen den Bestand von halbfertigen Fahrzeugen in die Höhe treiben, hatte der Konzern gewarnt. Auch General Motors gerieten in den Sog dieser Aussagen, die Aktien des Konkurrenten gaben um vier Prozent nach.

Daneben sorgten Übernahmepläne im Gesundheitssektor für Aufsehen. Bereits seit einiger Zeit will der Versicherer Unitedhealth die Firma Change Healthcare schlucken, einen Zahlungsabwickler für die Gesundheitsbranche. Nun hat am Vortag ein Richter kartellrechtliche Einwände des Justizministeriums ausgeräumt, womit die 7,8 Milliarden Dollar schwere Übernahme wahrscheinlicher wird. Aktien von Change Healthcare kletterten um 6,4 Prozent. Die Titel von Unitedhealth gaben zwar um 0,2 Prozent nach, waren damit aber der drittbeste Dow-Wert.

Die Papiere der Corona-Impfstoffhersteller Biontech und Moderna erholten sich etwas von ihren Kursrutschen vom Vortag, die damit begründet worden waren, dass US-Präsident Joe Biden die Corona-Pandemie für beendet erklärte. Für Moderna ging es um 3,3 Prozent bergauf, für Biontech um immerhin 1,2 Prozent.

Ein größerer Gewinner an der Nasdaq-Börse waren noch die Papiere von Netflix , die seit einigen Tagen schon in der Gunst der Anleger steigen. Erstmals seit mehr als einem Monat erreichte der Kurs wieder kurz die 250-Dollar-Marke, zuletzt ging es für die Titel des Streaming-Anbieters um 2,5 Prozent nach oben.

Apple stiegen derweil an der Dow-Spitze um 1,2 Prozent. Um seine Profitabilität zu schützen, kündigte der iPhone-Hersteller erhebliche Preiserhöhungen für Apps und In-App-Käufe an - und dies von Europa bis Asien./tih/stw

Quelle: dpa-Afx