WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse ist am Dienstag vor dem Hintergrund verschärfter russischer Angriffe auf die Ukraine wieder stark unter Druck geraten. Der ATX sackte um 240,06 Punkte oder 7,08 Prozent auf 3148,92 Zähler ab. Auch das europäische Umfeld zeigte sich tiefrot.
Marktbeobachter verwiesen auf die extrem hohe Nervosität unter den Anlegern wegen des Ukraine-Kriegs und möglicher wirtschaftlicher Folgen. Sie rechnen mit einer weiterhin hohen Volatilität an den Börsen. "Der Nachrichtenfluss ist unkalkulierbar", schrieben dazu die Experten der Helaba.
Steigende Energie- und Rohstoffpreise heizen zudem die Inflation-Sorgen an, hieß es weiter. Der bereits hohe Preisauftrieb in Italien hat sich im Februar weiter verstärkt. Und auch die Inflation in Deutschland hat im Februar wieder die Marke von fünf Prozent überschritten.
Zu den größten Verlierern zählten erneut die Bankwerte. So mussten Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI) nach dem Kursrutsch vom Vortag erneut weitere 10,16 Prozent abgeben. Die RBI erwägt Medienberichten zufolge nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine dem russischen Markt den Rücken zu kehren. Unmittelbar geplant sei ein solcher Schritt zwar nicht. Es handle sich aber um einen Notfallplan, falls der russischen Tochterbank das Geld ausgehe, da lokale Unternehmen Liquidität oder Kapital einforderten.
Die Bank dementierte. Die RBI wollte den Bericht nicht im Detail kommentieren, hielt jedoch in einem kurzen Statement an die APA fest: "Die Raiffeisen Bank International hat keine Pläne Russland zu verlassen".
Die Raiffeisen Bank International wird aufgrund des Krieges in der Ukraine für 2021 vorerst doch keine Dividende auszahlen und stattdessen den gesamten Bilanzgewinn von rund 380 Millionen Euro auf neue Rechnung vortragen, gab die Bank Dienstagabend zudem bekannt.
Erste Group büßten ebenfalls deutlich um 10,41 Prozent ein. Bawag verloren nach Ergebnisvorlage vergleichsweise geringe 2,79 Prozent. Die Bawag hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 ihren Gewinn um rund zwei Drittel gesteigert. Netto erwirtschaftete die Bank 480 Millionen Euro, das ist um 68 Prozent mehr als im Jahr davor.
Herbe Abschläge gab es bei den heimischen Versorgern nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen zu verbuchen. So brachen die Aktien des Verbund in einem schwachen europäischen Branchenumfeld um knapp 17 Prozent ein. EVN schlossen um gut neun Prozent tiefer. Bei den Ölwerten zeigten sich OMV um 3,3 Prozent schwächer und SBO gaben um knapp vier Prozent nach. Die Ölpreise haben am Dienstag im Späthandel wieder stark zugelegt und ein Siebenjahreshoch erreicht./ger/pma/APA/men
Quelle: dpa-Afx