WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat sich am Freitag nach Vorlage wichtiger US-Jobdaten mit klaren Kursverlusten aus dem Handel verabschiedet. Der heimische Leitindex ATX beendete die Sitzung mit einem Abschlag von 1,74 Prozent auf 3.581,41 Einheiten. Der breiter gefasste ATX Prime ging um 1,63 Prozent schwächer auf 1.788,62 Zählern in das Wochenende. Auch auf Wochensicht fiel die Bilanz sehr negativ aus - der ATX verbuchte ein Wochenminus von fast 4 Prozent.
Auch das europäische Börsenumfeld schloss zum Wochenausklang mit deutlichen Abschlägen - im späten europäischen Geschäft hatte eine schwächelnde Wall Street die bereits negativen europäischen Handelsplätze und damit auch Wien noch etwas tiefer ins Minus gedrückt.
Im Fokus des Handelstages stand der US-Arbeitsmarktbericht für August. Die US-Wirtschaft hat im August weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft kamen 142.000 Stellen dazu, Ökonomen hatten im Schnitt mit 165.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Die getrennt davon ermittelte Arbeitslosenquote fiel um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent, nach 4,3 Prozent im Juli. Die Stundenlöhne stiegen etwas stärker als erwartet.
Die Entwicklung am US-Arbeitsmarkt ist vor allem mit Blick auf geldpolitische Schritte in den USA von Bedeutung. Am Markt wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im September senkt - allerdings gab es zuletzt Spekulationen, dass die Fed nicht nur einen Schritt um 25 Basispunkte vornehmen könnte, sondern eine größere Senkung um 50 Basispunkte in Erwägung zieht. "Einen klaren Hinweis, ob es dann 25 oder 50 Basispunkte nach unten geht, liefert der Bericht allerdings nicht", schreiben die Experten der Commerzbank nach Vorlage der Jobdaten.
Kräftig nach unten gezogen wurden die heimischen Börsenbarometer vor dem Wochenende vor allem von den Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI). Diese büßten etwas mehr als 7 Prozent ein. Der geplante Ausstieg der RBI aus Russland dürfte sich mit einem Beschluss eines russischen Gerichts deutlich erschweren, war am Vorabend bekannt geworden. Demnach wurde es der Bank per einstweiliger Verfügung de facto verboten, ihre russische Tochter an potenzielle Käufer zu veräußern.
Die Experten der Erste Group sehen die Chancen auf einen von der Raiffeisen angestrebten Russland-Ausstieg in naher Zukunft deutlich reduziert. An der Bewertung der RBI-Aktie ändere dies jedoch nichts, kommentierte Experte Thomas Unger. Denn in seinem Bewertungsmodell betrage die Valuation der Geschäfte in Russland und Belarus bereits null.
Daneben sorgte eine Fülle an Aktienkommentaren für Impulse bei Einzelwerten. Raiffeisen Research (RFR) hat das Kursziel für die Aktien des Verbund von 91 auf 82 Euro gesenkt und gleichzeitig die Anlageempfehlung "Hold" bestätigt. Die Aktien des Versorgers gewannen 0,6 Prozent auf 76,25 Euro. Bei Zumtobel wurde das Kursziel von RFR von 6,5 auf 6,0 Euro gesenkt, das Rating "Hold" blieb unverändert. Zumtobel gaben um 1,8 Prozent auf 5,46 Euro nach.
Die Erste Group hat ihre Einstufung für die Aktien der BAWAG mit "Accumulate" bestätigt und gleichzeitig das Kursziel von 56 auf 79 Euro angehoben. BAWAG-Titel gingen um 2,5 Prozent schwächer auf 69,10 Euro aus dem Handel.
Weiterhin zum Kauf ("Buy") empfehlen die Erste-Experten die Papiere der Strabag, das Kursziel wurde aber von 55,7 auf 52,0 Euro nach unten angepasst. Die Anteilsscheine des Baukonzerns legten um 2,4 Prozent auf 37,95 Euro zu.
Bei der EVN wurde die Anlageempfehlung durch die Erste Group von "Buy" auf "Accumulate" gesenkt, das Kursziel blieb mit 34,4 Euro unverändert. Die Aktien des niederösterreichischen Energieversorgers schlossen prozentual unverändert auf 30,95 Euro.
Die Analysten von Berenberg haben ihre Einstufung "Buy" für die Titel von Wienerberger bestätigt, auch das Kursziel von 35 Euro blieb aufrecht. Die Titel des Ziegelherstellers fielen 0,1 Prozent auf 28,26 Euro./kat/ste/APA/nas
Quelle: dpa-Afx