WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat den Handel am Gründonnerstag mit klaren Kursgewinnen beendet. Der Leitindex ATX kletterte um 0,93 Prozent auf 3259,75 Punkte, der breiter gefasste ATX Prime stieg 0,90 Prozent auf 1641,52 Zähler. Damit legte der Wiener Markt den dritten Gewinntag in Folge in dieser verkürzten Handelswoche hin - am Karfreitag ist die Wiener Börse geschlossen, gehandelt wird dann erst wieder am Dienstag nach dem verlängerten Osterwochenende.
Im Fokus des Handels am Donnerstag stand die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Währungshüter gaben am Nachmittag bekannt, dass die Zinsen im Euroraum trotz Rekordinflation vorerst unverändert bleiben. Der Rat der EZB beließ den Leitzins damit weiter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, hält aber die Tür für eine Erhöhung offen: Er steht bereit, "alle seine Instrumente" bei Bedarf anzupassen.
Aktuelle Daten verstärkten die Erwartung, dass der Erwerb zusätzlicher Anleihen von Staaten und Unternehmen im Rahmen des Kaufprogramms APP im dritten Quartal 2022 enden sollte, erklärte die Notenbank weiter. Die Währungshüter haben sich darauf festgelegt, erst nach dem Ende der Nettokäufe die Zinsen zu erhöhen.
"Leider hat die EZB heute trotz einer Inflationsrate von 7,5 Prozent nicht beschlossen, ihre Nettoanleihekäufe und Minus-Zinsen früher zu beenden. Dieses Abwarten ist riskant", hieß es von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer ersten Stellungnahme. Je länger die EZB an der sehr lockeren Geldpolitik festhalte, desto höher sei die Gefahr, dass sich die sehr hohe Inflation dauerhaft festsetze.
Am Nachmittag wurden außerdem einige Wirtschaftskennzahlen aus den USA veröffentlicht. Demnach legten die US-Einzelhandelsumsätze im März gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zu. Ökonomen hatten im Schnitt einen Anstieg um 0,6 Prozent erwartet.
Zudem hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im April überraschend und deutlich aufgehellt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima stieg zum Vormonat um 6,3 Punkte auf 65,7 Zähler, Analysten hatten dagegen mit einer erneuten, wenn auch nur leichten Eintrübung gerechnet.
In Wien standen die Papiere der Voestalpine nach Neuigkeiten im Marktfokus. Der Stahlkonzern trennt sich für 610 Millionen Dollar von einem 80-Prozent-Anteil an seinem Roheisenwerk in Texas, wurde vorbörslich bekannt. Die Anleger zeigten sich zunächst sehr erfreut, die Aktie sprang knapp nach Handelsbeginn über vier Prozent nach oben. Nachdem die erste Euphorie verflogen war, blieb bis zum Handelsende ein Plus von 1,5 Prozent.
Impulse kamen auch von Analystenseite. Die Experten von Raiffeisen Research haben ihre Einstufung für die Aktien von UBM mit "Buy" bestätigt, gleichzeitig aber das Kursziel von 51 auf 49 Euro gesenkt. Die Titel kletterten um 3,65 Prozent auf 42,60 Euro. Für die Papiere der Telekom Austria bestätigte Raiffeisen Research ebenfalls die Empfehlung "Buy", das Kursziel von 9,0 Euro blieb hier bestehen. Die Telekom-Titel legten 0,72 Prozent auf 7,00 Euro zu.
Bankwerte schlossen im Plus. Erste Group stiegen um 1,8 Prozent, Bawag gewannen 1,5 Prozent. Etwas unter Druck gerieten Ölaktien. Schoeller-Bleckmann rutschten mit minus 4,3 Prozent ans unterste Ende des Kurszettels, OMV schlossen um rund ein Prozent tiefer. Die Ölpreise hatten zuletzt wieder etwas nachgegeben./kat/sto/APA/men
Quelle: dpa-Afx