WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat den Handel am Freitag ein wenig tiefer beendet. Vorangegangen war ein starker Handelstag, an dem der heimische Leitindex ATX weit über zwei Prozent im Plus lag - bevor er sämtliche Verlaufsgewinne im letzten Handelsviertel einbüßte - belastet von einer schwächelnden Wall Street. Der ATX schloss um 0,07 Prozent leichter auf 3011,96 Einheiten. Der breiter gefasste ATX Prime gab um 0,06 Prozent auf 1524,86 Zähler nach.
Schon am Donnerstag war es in Wien abwärts gegangen - eine straffere Geldpolitik der Notenbanken von Hongkong, England und ganz überraschend auch der Schweiz hatte an den Börsen weltweit für trübe Marktstimmung gesorgt.
"Kurzfristig gibt es aber jenseits der Geldpolitik noch weitere Belastungsfaktoren. Im Ukraine-Krieg rückt die russische Armee allmählich vor. Zudem drosselte Russland die Gaslieferung für Deutschland über Nord Stream 1, angeblich aus technischen Gründen. Der Gaspreis sprang nach oben. Im Falle eines vollständigen Lieferstopps würden die Karten für Konjunktur, Inflation und Finanzmärkte noch einmal neu gemischt", erwarten die Experten der Helaba.
Am heutigen Freitag war außerdem noch der große Verfallstag - an diesem Tag laufen an den Terminbörsen Futures und Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. Der ATX-Verfall zu Mittag brachte einen kurzfristigen leichten Gewinnrückgang, danach baute der Leitindex die Kursgewinne aber noch einmal deutlich aus. Zum Handelsschluss kam es dann bei einzelnen Aktien wie Erste Group oder Porr zu deutlicheren Veränderungen.
Datenseitig standen am Freitag Inflationszahlen im Fokus. Die Teuerung in Österreich hat sich weiter beschleunigt, wurde heute bekannt. Im Mai lag die Inflationsrate laut Statistik Austria bei 7,7 Prozent. In der Eurozone stieg die Teuerung sogar auf ein Rekordniveau. Die Verbraucherpreise kletterten im Mai durchschnittlich um 8,1 Prozent binnen Jahresfrist.
Auch aus den USA kamen Zahlen. Dort ist die Industrieproduktion im Mai weniger gestiegen als erwartet. Die gesamte Herstellung legte um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie die US-Notenbank Fed am Freitag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 0,4 Prozent gerechnet.
Meldungsseitig und auch von Analystenseite blieb es in Wien zum Wochenausklang sehr ruhig. Mit Blick auf die Branchentafel zeigten sich Versorger stark gesucht. Verbund legten gut zwei Prozent zu, bei EVN gab es ein Plus von 1,7 Prozent zu sehen.
Bankwerte schlossen ebenfalls im Plus, kamen aber von ihren Verlaufshochs klar zurück. Raiffeisen Bank International kletterten 1,1 Prozent, BAWAG legten 1,3 Prozent zu. Erste Group, kurz vor Sitzungsende noch 1,3 Prozent fester, schlossen nach einer schwachen Auktion mit einem mageren Plus von 0,1 Prozent.
Ölwerte, die zeitweise starke Aufschläge verbucht hatten, rutschten ins negative Terrain ab. Schoeller-Bleckmann büßten letztlich 0,7 Prozent ein, Index-Schwergewicht OMV lasteten mit einem Abschlag von 3,1 Prozent auf dem ATX.
Schwächer zeigten sich auch Aktien mit Bezug zur Luftfahrtbranche. Die Aktien der auf Flugkommunikation spezialisierten Frequentis fielen um 0,7 Prozent, jene des Flugzeugteilebauers FACC gaben 2,3 Prozent nach und Flughafen Wien-Titel verloren 0,2 Prozent. Airline-Caterer Do&Co zeigten sich zunächst noch im Plus, gingen aber letztlich um 3,4 Prozent tiefer ins Wochenende./kat/mik/APA/nas
Quelle: dpa-Afx