WIEN (dpa-AFX) - Die Wiener Börse hat am Donnerstag im Minus geschlossen. Der österreichische Leitindex ATX verlor in einer überwiegend schwachen europäischen Börsenstimmung 0,70 Prozent auf 2950,74 Einheiten. Bereits am Vorabend hatte die Wall Street tiefrote Vorgaben geliefert und am Berichtstag ging es im Verlauf mit den US-Aktienkursen weiter abwärts. An den US-Börsen lastet die Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen auf ein höheres als bisher erwartetes Niveau im kommenden Jahr merklich auf der Stimmung der Anleger.
Am heimische Aktienmarkt prägte die auf Hochtouren laufende Berichtssaison das Handelsgeschehen und sorgte für deutliche Kursbewegungen bei den entsprechenden Werten. Quartalszahlen vermeldeten AT&S , Mayr-Melnhof , Lenzing, Raiffeisen Bank International (RBI) und der Verbund.
Die RBI-Aktie schloss nach der Ergebnisvorlage und Verlaufsgewinnen von mehr als fünf Prozent mit einem kleinen Abschlag von 0,1 Prozent. Die Analysten der Erste Group bewerteten die Drittquartalsergebnisse der Bank als außergewöhnlich stark und deutlich über den Erwartungen. Getrieben wurden die Ergebnisse vor allem von einer starken Entwicklung in Russland. Im abgelaufenen Jahresviertel ist der Konzerngewinn um beachtliche 146 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 1,089 Milliarden Dollar nach oben gesprungen und lag damit sehr deutlich über dem Marktkonsensus von 730 Millionen Euro.
Die AT&S-Aktie büßte hingegen neun Prozent ein. Der steirische Leiterplattenhersteller hat in einem Geschäftshalbjahr erstmals mehr als eine Milliarde Umsatz gemacht. Das Unternehmen berichtete von einem Umsatz- und Ergebnisrekord, erwartet im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres allerdings eine Eintrübung. Auch hier schreiben die Erste Group-Experten von einer wirklich starken Entwicklung im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Auf der negativen Seite wird aber auf den angepassten Ausblick verwiesen.
Verbund-Titel reagierten auf die Geschäftszahlen mit einem satten Minus von 6,1 Prozent. Der Energieversorger verdiente in den ersten drei Quartalen mehr, erwartet aber nun für heuer weniger Gewinn als zuletzt angenommen. Die schlechte Wasserführung im dritten Quartal sowie die EU-Maßnahmen zur Gewinnabschöpfung bei Energieunternehmen führen zu einer Anpassung des Ergebnisausblicks. Laut Einschätzung der Erste Group präsentierte der Verbund schwächer als erwartete Zahlen.
Lenzing rutschten 1,7 Prozent tiefer. Der oberösterreichische Faserhersteller hat in den ersten drei Quartalen 2022 wegen der höheren Faserpreise seinen Umsatz um 24 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro gesteigert, der Periodengewinn ist aber vor allem wegen der drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise um ein Drittel auf 74,9 Millionen Euro eingebrochen.
Mayr-Melnhof-Papiere verbesserten sich um 4,3 Prozent. Der Kartonhersteller hat seinen Umsatz und Gewinn in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres deutlich gesteigert. Die Umsatzerlöse sind im Vergleich zur Vorjahresperiode um 64 Prozent auf 3,45 Milliarden Euro gestiegen und der Periodenüberschuss ist um 145 Prozent auf 315,2 Millionen Euro angewachsen. Das Zahlenwerk wurde von der Erste Group als im Rahmen der Erwartungen eingestuft.
Zum Wochenausklang werden noch die Erste Group und Andritz ihre Bücher öffnen. Im Vorfeld der Ergebnisvorlage gewann die Erste-Aktie 0,2 Prozent und Andritz kamen um 0,7 Prozent zurück. Für die anstehenden Drittquartalszahlen der Erste Group erwarten Analysten wie schon im zweiten Quartal ein starkes Plus beim Nettozinsertrag, unterm Strich aber einen leichten Rückgang im Konzernergebnis. Zudem erwarten Analysten von den Ergebnissen des abgelaufenen Jahresviertels 2022 des Anlagenbauers Andritz Zuwächse bei Umsatz und Nettoergebnis.
Voestalpine-Titel stärkten sich nach Ankündigung eines Aktienrückkaufs um 3,6 Prozent. Der Stahlkonzern will den derzeit "historisch niedrigen Kurs" nutzen und von 10. November 2022 bis 10 Juli 2023 bis zu zehn Millionen auf Inhaber lautende Stammaktien erwerben./ste/mik/APA/zb
Quelle: dpa-Afx