FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Der Experte zeigte sich nicht sonderlich überrascht, dass der Deal wegen des Verfehlens der angestrebten Annahmeschwelle floppte. Nach seiner Meinung griff die Offerte zu kurz. Qiagen sei als Profiteur in der Corona-Krise deutlich mehr wert als die 43 Euro je Aktie, die die Amerikaner zuletzt geboten hatten. Die Corona-Tests von Qiagen dürften mindestens bis in das nächste Jahr hinein stark gefragt sein, schätzt er.
Während die Bewertungen der Diagnostikindustrie seit dem Ausbruch der Virus-Pandemie stark zugelegt hätten, sei das Qiagen-Papier klar hinterhergehinkt. Der Kurs habe sich die Zeit über in Sichtweite des Übernahmeangebots bewegt. Nun sei der Weg frei, von diesem Niveau wegzukommen und die Bewertungslücke zu schließen, die es im Vergleich zu Wettbewerbern mit ähnlich guten Aussichten gebe.
Absehbar sei bei Qiagen in den nächsten Jahren allein wegen der Corona-Tests hohes Gewinnwachstum zu erwarten. Friedrichs rechnet für den Zeitraum 2019 bis 2023 im Durchschnitt mit einem jährlichen Zuwachs von 14 Prozent für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS). Auf dieser Kenngröße basiert auch die Prognose des Unternehmens - die Friedrichs angesichts solcher Aussichten für aktuell konservativ hält.
Der Analyst, der nach dem Scheitern des Thermo-Fisher-Deals Kontakt zum Management hatte, fand dieses nach eigenen Worten sehr motiviert vor, die Firma aus eigener Kraft weiter nach vorn zu bringen. Diese Einstellung stimme zuversichtlich, so der Branchenkenner. Investoren wollten nun vermutlich aber eine neue Strategie oder Mittelfristziele sehen, die über die aktuell guten Chancen durch Covid-19 hinausgingen. So ließe sich auch leichter an die langfristigen Aussichten für das Unternehmen glauben.
Die Vertragsstrafe von 95 Millionen Dollar, die Qiagen nun an Thermo Fisher zahlen muss, beunruhigt den Experten hingegen wenig: Dieses Geld dürfte vermutlich durch die Gewinne gedeckt werden, die Qiagen aus der Veräußerung seiner Minderheitsbeteiligung an dem auf Genomanalyse spezialisierten US-Unternehmen ArcherDX erhält, das künftig mit dem Branchenkollegen Invitae zusammengeht. Hier könnten aus erhaltenen Barmitteln, Aktien und möglichen Meilensteinen insgesamt etwa 160 Millionen Dollar zusammenkommen - also mehr als genug.
Mit der Einstufung "Buy" empfiehlt die Deutsche Bank auf Basis der erwarteten Gesamtrendite für die kommenden zwölf Monate den Kauf der Aktie./tav/mis/stw
Analysierendes Institut Deutsche Bank.
Veröffentlichung der Original-Studie: 14.08.2020 / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / GMT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 14.08.2020 / 02:31 / GMT
Quelle: dpa-Afx