BANGKOK (dpa-AFX) - Die geplanten Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump haben auch die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean ins Mark getroffen. Südostasien hatte sich zuletzt zunehmend als Alternative zum Produktionsstandort China positioniert. Die großen Volkswirtschaften der Region konnten in den letzten Jahrzehnten enorme wirtschaftliche Fortschritte vorweisen.

Wirtschaftsexperten vor Ort befürchteten aber, dass durch die Zölle ein wesentlicher Aspekt des Wachstumskonzepts infrage gestellt werden könnte, heißt es in einer Analyse der bundeseigenen Außenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die hohen Wachstumsraten seien ein wesentlicher Faktor für internationale und auch für deutsche Firmen gewesen, ihre Aktivitäten in Südostasien auszuweiten.

Zölle von bis zu 49 Prozent

Südostasien ist die weltweit mit den schärfsten angekündigten Maßnahmen belegte Region. Auf Importe von sechs der zehn Mitgliedsstaaten werden nach den Plänen künftig US-Zölle zwischen 32 und 49 Prozent erhoben.

In der Asean-Region sind laut GTAI derzeit etwa 5.000 deutsche Firmen tätig, mit steigender Tendenz. "Konzerne wie Apple , Samsung oder Nike nutzen Vietnam im großen Stil als Produktionshub. Kambodscha gilt als wichtiger Hersteller für westliche Markenkleidung", heißt es in der Analyse. Durch die neuen Zölle der USA entfalle nun aber ein großer Teil des Anreizes für die Verlagerung von Fabriken in die Region.

Was wird produziert?

Am schwersten betroffen dürften demnach Vietnam, Thailand und Kambodscha sein. In Vietnam etwa ist die Abhängigkeit vom US-Absatzmarkt etwa bei Möbeln, Bekleidung und Elektronik besonders hoch. Die Regierung in Hanoi versuche weiter, mit Flüssiggas- und Flugzeugkäufen aus den USA einen Deal zustande zu bringen, hieß es.

Für Thailand sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Bei der Hälfte aller Lieferungen handelt es sich um Elektronikerzeugnisse. Nach Einschätzung des GTAI-Experten Frank Malerius wird befürchtet, dass das Königreich bald wegen der weiteren US-Zölle gegen China mit günstigen Waren überflutet wird. Auch für Kambodscha sind die USA der mit großem Abstand wichtigste Absatzmarkt, vor allem für Schuhe und Bekleidung. Die neuen Zölle in Höhe von 49 Prozent stürzen die Hersteller vor Ort in große Unsicherheit.

Wie kann die EU profitieren?

Resultat sei, dass die Asean-Staaten künftig wahrscheinlich neue Absatzmärkte erschließen müssten, hieß es weiter. Im Fokus werde dabei voraussichtlich auch die EU stehen. "Die Bestrebungen um einen zügigen Abschluss entsprechender Freihandelsabkommen mit der EU könnten dadurch an Dynamik gewinnen", betonte die GTAI./cfn/DP/zb

Quelle: dpa-Afx