NEW YORK (dpa-AFX) - Morgan Stanley befürchtet angesichts der hohen Inflation bei Lebensmitteln und Energieträgern, dass Verbraucher über kurz oder lang ihre Ausgaben für Dinge des alltäglichen Bedarfs einschränken werden. Steigende Kosten für Produktion, Löhne oder auch Absatz dürften als Belastungsfaktoren für die Konsumgüterbranche hinzukommen und zusätzlich die Profitabilität schwächen. Daher rät das Team um Analystin Pinar Ergun Anlegern in einer am Dienstag vorliegenden Sektorstudie, selektiv zu bleiben.
Die größten Risiken für künftig sinkende Markterwartungen sehen die Experten der US-Investmentbank unter den von ihnen bewerteten Aktien für Henkel
Das Papier des Schweizer Lebensmittelherstellers Nestle senkten sie von "Overweight" auf "Equal-weight". Das Kursziel verringerten sie von 137 auf 123 Franken, auch wenn das Unternehmen ihr bevorzugter Wert im Lebensmittelbereich und ein Kerninvestment für Anleger bleibe. Unilever beließen sie zwar auf "Equal-weight", strichen aber das Kursziel von 3800 auf 3550 Pence zusammen.
Zudem senkten die Analysten ihre Kursziele für zahlreiche weitere Aktien des Sektors, etwa für Beiersdorf
Im zu Ende gehenden zweiten Quartal rechnet Analystin Ergun noch mit starken Unternehmensberichten aus dem Sektor. Im ersten Halbjahr sei die Widerstandskraft gegen die aktuellen Trends noch spürbar, was sich in starken Umsätzen auch im zweiten Jahresviertel niedergeschlagen haben sollte. Doch das dürfte sich so nicht länger fortsetzen.
Vor allem die in die Höhe schießenden Lebensmittelpreise stellten ein Risiko für den Gesamtkonsum dar, insbesondere in den Schwellenländern, schrieb die Analystin. Die Verbraucher, die angesichts der Pandemie mit all den Lockdows von umfangreichen Ersparnissen profitiert hätten, dürften die Auswirkungen der steigenden Lebenshaltungskosten allmählich in vollem Umfang zu spüren bekommen. Das bedeute Risiken für die Nachfrage. In Verbindung mit wachsendem Margendruck dürfte dies die Defensivqualitäten der Branche auf eine Bewährungsprobe stellen, so Ergun. Sie sieht die operative Profitabilität, ausgedrückt in der Ebit-Marge der Unternehmen, bis 2025 unter dem Niveau von vor der Covid-19-Krise. Damals hatte sie um die 20 Prozent gelegen.
Zugleich gehen Ergun und ihre Kollegen in ihren Basisprognosen aber nicht von einer Rezession aus, und glauben zudem, dass auch der Sektor eine solche nicht einpreist. "Bei einem stärkeren gesamtwirtschaftlichen Abschwung gehen wir von einem Abwärtstrend von mehr als 30 Prozent aus."
Gemäß der Einstufung "Overweight" erwartet Morgan Stanley eine überdurchschnittliche Gesamtrendite der Aktie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Werten derselben Branche. Bewertet mit "Equal-Weight" wird eine vergleichsweise durchschnittliche Gesamtrendite der Aktie erwartet, und eingestuft mit "Underweight" eine unterdurchschnittliche Gesamtrendite. Zugrunde gelegt wird jeweils ein Zeitraum zwischen zwölf und 18 Monaten.
Der Zusatz "In Line", mit dem die vier Konsumgüterbereiche Nahrungsmittel, Haushaltsgüter, Getränke und Tabak von Morgan Stanley bewertet werden, bedeutet, dass die Bank den Sektor in den nächsten zwölf bis 18 Monaten im Vergleich zur Benchmark neutral sieht./ck/ag/stk
Analysierendes Institut Morgan Stanley.
Veröffentlichung der Original-Studie: 28.06.2022 / 04:00 / GMT Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 28.06.2022 / Uhrzeit nicht angegeben / GMT
Quelle: dpa-Afx