ESSEN (dpa-AFX) - Der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp
Vertrauensleute der IG Metall hatten in einem Brief an den Konzernvorstand den Bonus scharf kritisiert. In einem Geschäftsjahr, in dem Thyssenkrupp Milliardenverluste schreiben musste, Zehntausende Beschäftigte in Kurzarbeit seien und überall Sparmaßnahmen ergriffen wurden, seien die Erfolgs-Boni "mit keinem Argument zu rechtfertigen", heißt es darin. Der Vorstand solle als solidarisches Signal, "dass wir in schwierigen Zeiten zusammenstehen", auf die Sonderzahlung verzichten.
Vorstandschefin Martina Merz hat laut Geschäftsbericht eine einmalige Sondervergütung von 500 000 Euro erhalten, ihre Vorstandskollegen Oliver Burkhard und Klaus Keysberg bekamen jeweils 200 000 Euro. Der Vorstand habe beim Verkauf der Aufzugssparte für 17,2 Milliarden Euro "Außergewöhnliches geleistet", heißt es zur Begründung.
Keines der Vorstandsmitglieder sei an der Entscheidung des Aufsichtsrats beteiligt gewesen, "und niemand von den dreien hat vorher mit mir darüber gesprochen, ob es eine Sonderzahlung gibt", versicherte Russwurm. Trotz der Bonuszahlungen hätten die Vorstandsmitglieder Einkommenseinbußen von etwa 50 Prozent im Vergleich zum festgelegten Zieleinkommen erlitten. Merz hat laut Geschäftsbericht insgesamt rund 2,4 Millionen Euro erhalten.
Der Aufsichtsrat habe für die Boni "eine bewusste und gewollte Ausnahmeregelung" im Vergütungssystem bei Thyssenkrupp genutzt, um die individuelle Leistung der Vorstandsmitglieder würdigen zu können - "nicht irgendwie "verdeckt", sondern völlig transparent", betonte Russwurm, der auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ist./hff/DP/nas
Quelle: dpa-Afx