FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem turbulenten Vorjahr sehnen sich die Anleger nach etwas mehr Normalität an den Märkten. Das Coronavirus grassiert zwar 2021 weiter, aber flächendeckende Impfungen könnten im neuen Jahr risikobehaftete Anlagen ebenso antreiben wie die finanzielle Unterstützung von der Politik und den Notenbanken. Zudem hoffen die Investoren nach der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten auf ein Ende der Störfeuer aus Washington sowie auf eine Verbesserung der internationalen Handelsbeziehungen. Eher vorsichtige Investoren könnten derweil am Anleihe- oder Immobilienmarkt fündig werden. Ein Überblick über die verschiedenen Anlageklassen.
AKTIEN: Am deutschen Aktienmarkt hoffen die Anleger auf neue Rekorde bei Dax
STAATSANLEIHEN: Festverzinsliche Wertpapiere dürften in dem Niedrigzinsumfeld weiterhin einen schweren Stand haben. "Wenn es regionale Unterschiede gibt, auf die sich Anleger konzentrieren sollten, sind es wahrscheinlich die, dass die US-Renditen stärker steigen als die Renditen europäischer Staatsanleihen", sagte Chris Iggo, Chefanlagestratege beim Vermögensverwalter AXA Investment Managers für Kerninvestments. Denn Ökonomen seien pessimistischer, was die Wachstumsaussichten für Europa angeht, da die staatliche Einnahmen- und Ausgabenpolitik wohl weniger effektiv sein werde.
UNTERNEHMENSANLEIHEN: Für etwas risikofreudigere Anleger sind derweil bestimmte Unternehmensanleihen wohl auch 2021 eine Alternative zu den Staatspapieren. Generell dürften unter anderem die Jagd nach Rendite und das geringere Angebot an Unternehmensanleihen diese vorerst weiter stützen, sagte Bernd Meyer, Chefanlagestratege der Privatbank Berenberg. Im Speziellen seien 2021 Papiere sehr guter und guter Bonität einen Blick wert, ergänzte Alasdair Ross, Leiter der Abteilung für Investmentgrade-Anleihen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika bei der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments. Denn diese Investmentgrade-Papiere profitierten unmittelbar von den öffentlichen Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie, wie etwa staatliche Kreditprogramme oder verstärkte Anleihenkäufe durch die Notenbanken.
IMMOBILIEN: Die anhaltend niedrigen Zinsen und der damit verbundene Mangel an Anlagealternativen dürften derweil 2021 nicht nur die Börsen antreiben, sondern auch den Immobilienmarkt insgesamt weiter stärken. Zu den Gewinnern könnte insbesondere Wohnimmobilien zählen. Angesichts der anhaltenden Pandemie und eines damit einhergehend verstärkten Trends zum Home-Office hätten sich die Wohnbedürfnisse in Deutschland bereits gravierend verändert, sagte Burkhard Kurzeia, Geschäftsführer der Immobilien-Boutique Agora Invest. Damit bleibe das Marktumfeld für Wohnimmobilien hierzulande auch 2021 attraktiv: "Infolge einer verstärkten Nutzung der eigenen Wohnung als Arbeitsplatz erhöht sich sowohl der Bedarf nach höherer Flexibilität als auch nach mehr Fläche."
IMMOBILIENFONDS: Die gute Entwicklung am Wohnimmobilienmarkt sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass andere Segmente des Sektors unter Druck bleiben könnten. Dies dürften insbesondere Anleger von offenen Immobilienpublikumsfonds zu spüren bekommen. Deren durchschnittliche Jahresperformance in Deutschland sei infolge krisenbedingter Preisrückgänge erstmals seit 2011 unter die 2-Prozent-Marke gefallen, schrieb Analyst Stefan Mitropoulos von der Landesbank Helaba. Mit der durch die Sachverständigenbewertung verbundenen üblichen Verzögerung dürfte es 2021 zu weiteren Abwertungen von einzelnen Immobilienobjekten, vor allem bei Einzelhandels- und Hotelimmobilien, kommen.
DEVISEN: Am Devisenmarkt könnten derweil Zinsen und Zinserwartungen als Treiber weitgehend ausfallen. Umso mehr rücken nach Einschätzung der Commerzbank konjunkturelle Entwicklungen in den Mittelpunkt: "Momentan trifft die aktuelle Corona-Welle die Wirtschaft im Euroraum härter als in den USA. Dafür ist aber in Europa 2021 auch ein stärkerer Post-Corona-Boom zu erwarten", konstatierten die Währungs-Experten der Bank. Da die US-Notenbank nun nicht auf steigende Inflation reagiere und im Euroraum die Inflation niedrig bleibe, bleibe es auch bei Zinsen an der effektiven Untergrenze in beiden Währungsräumen. Das spreche für den Euro.
ROHSTOFFE: Die extrem niedrigen Zinsen und die beispiellose Geldflut führender Notenbanken im Kampf gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie dürften die Nachfrage nach Gold auch 2021 anheizen. Damit bleibt Gold, welches keine Zinsen für die Investoren abwirft, weiter eine vergleichsweise lukrative Alternative für künftige Anlageentscheidungen. Für einige Analysten sind auch neue Rekordpreise im Handel mit dem gelben Edelmetall möglich. Laut den Kapitalmarktexperten des Vermögensverwalters Jupiter Asset Management dürfte zudem Silber mit seiner doppelten Funktion als industrieller Rohstoff und monetäres Wertaufbewahrungsmittel stärker in den Fokus rücken. Allgemein sehen die Fachleute von Metzler Capital Markets für Rohstoffe gute Chancen einer Erholung, auch wenn die Bäume nicht in den Himmel wachsen sollten. Die erwartete konjunkturelle Belebung biete Unterstützung auf breiter Basis, etwa für Rohöl./la/bek/jha/
Quelle: dpa-Afx