FRANKFURT (dpa-AFX) - Corona-Krise, Konzernumbau, Chefwechsel - die Commerzbank
Analysten gehen für das Vierteljahr im Schnitt von 62 Millionen Euro Verlust unter dem Strich aus. Ein Jahr zuvor hatte die Commerzbank ihren Quartalsgewinn überraschend stark um gut ein Drittel auf 294 Millionen Euro gesteigert - allerdings vor allem dank des Verkaufs der Tochter Ebase und weniger Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite. Im laufenden Jahr lässt die Corona-Pandemie die Risikovorsorge in der gesamten Branche nach oben schnellen. Auch im Firmenkundengeschäft sprudeln die Erträge in Folge der Krise nicht mehr so.
Seit Monaten sucht die Commerzbank nach Rezepten, um im Dauerzinstief profitabler zu werden. Doch die Strategiedebatte stockt. Konzernchef Martin Zielke schmiss nach deutlicher Kritik von Investoren hin und verlässt die Bank zum Jahresende, Privatkundenvorstand Michael Mandel ist bereits weg.
Deutsche-Bank-Manager Manfred Knof soll die Commerzbank als neuer Vorstandsvorsitzender ab Januar zurück in die Erfolgsspur führen. Der im Sommer neu installierte Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter hat die Latte hoch gelegt: In Sachen Effizienz und Profitabilität gebe es bei der Commerzbank "noch Luft nach oben", urteilte Vetter. "Es gibt noch viele althergebrachte Strukturen, die den heutigen Anforderungen und der Größe der Bank nicht mehr angemessen sind."
Schon vor der Corona-Krise liefen in der Commerzbank Diskussionen über eine Verschärfung des im Herbst 2019 eingeschlagenen Sparkurses. Erwartet werden angesichts fortschreitender Digitalisierung drastische Einschnitte im relativ dichten Filialnetz. Von 1000 Standorten könnten gerade einmal 200 übrig bleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können. Die Zahl der zuletzt knapp 40 000 Vollzeitstellen könnte um bis zu ein Viertel zusammengestrichen werden.
Analysten gehen davon aus, dass die Commerzbank erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird. Vielleicht gibt es dann ja auch - nach vielen mageren Jahren seit der Finanzkrise 2008 - mal wieder eine Dividende für die Aktionäre. Davon würde auch der Bund profitieren, der das Frankfurter Institut in der Finanzkrise mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrte und bis heute mit 15,6 Prozent größter Anteilseigner ist./ben/DP/mis
Quelle: dpa-Afx