LUXEMBURG (dpa-AFX) - Die Geschäfte für den Industrie-Recycler Befesa laufen dank höherer Preise für Zink und Aluminium besser als geplant. Zudem fließt seit dem Sommer die zugekaufte US-Firma American Zinc Recycling in die Konzernbilanz mit ein. Für das laufende Jahr hob der MDax-Aufsteiger deshalb die Prognose für den operativen Gewinn an. Was bei Befesa los ist, was Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt.

DAS IST BEI BEFESA LOS:

Das deutsch-spanische Unternehmen mit Sitz in Luxemburg verdient sein Geld mit dem Recycling von Sondermüll aus Stahl- und Aluminiumwerken und verarbeitet unter anderem Stahlstaub, der in Stahlwerken anfällt, zu Sekundärrohstoffen für die Zinkproduktion weiter. Das gut 1500 Mitarbeiter starke Unternehmen betreibt Anlagen in Deutschland, Spanien, Schweden, Frankreich, Türkei, Südkorea sowie China und seit wenigen Monaten auch in den USA.

Befesa hat dabei seine Wurzeln in den 1990er Jahren in der Berzelius Umwelt Service (BUS), war um die Jahrtausendwende in Madrid börsennotiert, wurde kurz danach mit einem Wettbewerber fusioniert und schließlich 2013 vom Finanzinvestor Triton übernommen. Dieser brachte Befesa 2017 an die Börse und verkaufte zwei Jahre später seinen Anteil am Unternehmen.

Derzeit profitiert Befesa von höheren Preisen für Zink und Aluminium. Zudem steuert seit Mitte August die zugekaufte US-Firma American Zinc Recycling zur Bilanz bei. Die Jahresprognose erhöhte das Unternehmen deshalb Ende Oktober bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal. 2021 soll demnach der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rund 195 Millionen Euro betragen. Das wäre über die Hälfte mehr als noch im Vorjahr.

Im dritten Quartal konnte der Industrie-Recycler seinen Umsatz verglichen mit dem Vorjahresquartal um mehr als 30 Prozent auf 190 Millionen Euro steigern. Dazu trug auch American Zinc Recycling bei. Das nun unter dem Namen Befesa Zinc US firmierende Unternehmen soll die Dienstleistungen erweitern.

Auch am anderen Ende der Welt laufen die Expansionspläne des Konzerns. So wurde erst vor kurzem im chinesischen Changzhou in der Provinz Jiangsu eine neue Recycling-Anlage für Stahlstaub in Betrieb genommen. Ein zweites Werk in Xuchang in der Provinz Henan soll bis zum Jahresende fertiggestellt und im ersten Halbjahr 2022 in Betrieb gehen.

Das bereinigte operative Ergebnis von Befesa stieg unterdessen im dritten Quartal um gut 46 Prozent auf 42,7 Millionen Euro. Dabei überschatteten jedoch geringere Salzschlackenvolumina die Bilanz, was vor allem an der Schließung des britischen Werkes lag. Und auch die Expansion in China, die höhere Inflation und Energiekosten machten sich in den ersten neun Monaten des Jahres bemerkbar.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Nach Ansicht von Analyst Benjamin Pfannes-Varrow von der Privatbank Berenberg ist der Industrie-Recycler nach wie vor auf dem besten Weg zu seinen Prognosen. Damit würde das Unternehmen ein Rekordjahr abrunden. Enttäuscht von dem neuen Jahresziel zeigte sich hingegen Jack O'Brien von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Er hatte das operative Jahresergebnis (Ebitda) deutlich höher bei 207 Millionen Euro gesehen. Der Marktkonsens liege bereits bei dem avisierten Jahresziel. Sein JPMorgan-Kollege Oscar Val Mas betonte, dass die Erreichung der Prognose ein sehr starkes viertes Quartal voraussetze.

Bemerkenswert findet der Berenberg-Analyst Pfannes-Varrow vor allem die neuen Entwicklungen von Befesa in China. Das Unternehmen habe sich Verträge für die erste Stahlstaub-Recyclinganlage in der chinesischen Provinz Jiangsu gesichert. Basierend auf den Verträgen sei Unternehmenschef Javier Molina zuversichtlich, 2022 einen Auslastung von 80 bis 90 Prozent zu erreichen, so der Analyst. Das Management erwarte ein Ebitda von acht bis 14 Millionen Euro pro Werk. Das Werk in der Henan-Provinz werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022 seinen kommerziellen Betrieb aufnehmen. Das Management prüfe zudem das Potenzial, weitere Provinzen in China zu erschließen.

Die Übernahme von American Zinc Recycling festige die Position von Befesa als weltweite Nummer eins im Stahlstaubrecycling, so der Berenberg-Analyst. Das Management strebe Synergien in Höhe von 20 Millionen US-Dollar vor Steuern in den ersten 12 bis 24 Monaten an. Die ersten Maßnahmen seien bereits eingeleitet worden. Mittelfristig erwartet der Experte jährlich ein zusätzliches Ebitda von etwa 20 Millionen Euro.

Für den Goldman-Experten O'Brien gehört Befesa zu den direkten Profiteuren von der weltweiten Verlagerung von der Hochofen- zur Elektrolichtbogenofenproduktion (EAF). Befesa recycele seit längerem Abfälle aus Elektrostahl in Europa. Zudem profitiere das Unternehmen von seiner Wachstumsstrategie in China und in den USA. Mit der Übernahme von American Zinc Recycling sei der Konzern in den US-Markt eingetreten und seine ersten beiden Recyclinganlagen in China dürften noch vor Ende 2022 in Betrieb gehen.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Bis zu ihrem Rekordhoch bei 72,90 Euro Anfang September waren Befesa-Papiere mit einem Jahresplus von 41 Prozent sehr gut gelaufen. Danach verloren die Aktien bis Ende November rund ein Fünftel auf 57,80 Euro. Börsianer sorgten sich vor allem wegen der hohen Energiekosten. Zudem hatten sie mit einer höheren Erhöhung der Jahresprognose Ende Oktober gerechnet.

Seit Ende November legt die Aktie zwar wieder zu, nach dem jüngsten Rückschlag tun sie sich aber schwer, wieder richtig in Gang zu kommen. Dennoch steht seit Jahresbeginn ein Kursplus von gut 34 Prozent zu Buche. Seit dem Börsengang 2017 hat sich der Wert der Aktie mehr als verdoppelt. Momentan bringt Befesa einen Börsenwert von rund 2,7 Milliarden Euro auf die Waage./mne/nas/stk

Quelle: dpa-Afx