HAMBURG (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie bremst den Konsumgüterkonzern Beiersdorf
DAS IST LOS BEI BEIERSDORF:
Beiersdorf hat in den ersten neun Monaten erheblich weniger umgesetzt als im Vorjahr. Zwar gab es erste Verbesserungstendenzen. So hellte sich im dritten Quartal die Stimmung auf, und der Nivea-Konzern konnte währunsbereinigt wieder ein kleines Plus erzielen. Doch De Loecker hat das Jahr so gut wie abgehakt. So lasse sich nicht vorher sagen, wann sich die Situation wieder nachhaltig entspannen werde, räumte er bei der Vorlage der Neunmonatsumsätze Ende Oktober ein. So gebe es wenig Anhaltspunkte, dass das Schlussquartal besser laufen werde, als das dritte Quartal. Beiersdorf will am 17. Februar seinen Geschäftsbericht für 2020 vorlegen.
Als weitere Belastung dürften sich dabei der im November verhängte erneute Lockdown mit geschlossenen Geschäften sowie der weiter am Boden liegende Tourismus erweisen. Im Konsumentengeschäft leidet darunter vor allem die Luxuspflegemarke La Prairie, deren Erlöse in den ersten neun Monaten um mehr als ein Drittel einbrachen. La Prairie wird viel in Flughäfen verkauft und ist vom Reisemarkt als wichtigstem Vertriebskanal abhängig.
Auch das Geschäft mit Nivea-Produkten ging deutlich zurück, im Reisemonat Juni etwa verzeichnete Beiersdorf herbe Einbußen im Geschäft mit Sonnenschutzprodukten. Im dritten Quartal konnte das Flaggschiff der Hanseaten das Minus eingrenzen. Allein das Geschäft mit dermatologischer Hautpflege entwickelte sich robust und konnte zulegen.
Aber auch das Klebstoffgeschäft Tesa leidet unter der Pandemie, vor allem jenes mit Industriekunden. Besonders betraf dies die Autoindustrie. Diese konnte sich inzwischen schneller erholen als gedacht, was sich im dritten Quartal positiv auf die Tesa-Umsätze auswirkte.
Insgesamt ging Beiersdorf zuletzt für 2020 von Umsatzrückgängen auf dem Niveau der ersten neun Monate oder etwas besser sowie einer signifikanten Verschlechterung der Umsatzrendite aus. Als "signifikant" bezeichnet Beiersdorf dabei ein Minus von mehr als 0,50 Prozentpunkten. Im vergangenen Jahr hatte Beiersdorf eine bereinigte Ebit-Rendite von 14,5 Prozent erzielt. Beiersdorf will seine Zahlen für das Gesamtjahr am 17. Februar vorlegen.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Die US-Bank JPMorgan hat sich zuletzt zurückhaltend über die Entwicklung bei Beiersdorf geäußert. Bei dem Konsumgüterkonzern bleibe sie vorsichtig, was das Jahresende betreffe, so Analystin Celine Pannuti. Dies gelte vor allem für die Kosmetiksparte, während sich Tesa stark entwickelt haben dürfte. Quartalszahlen des US-Klebstoffherstellers HB Fuller ließen positive Rückschlüsse zu. Die Amerikaner hätten im vierten Quartal abgeliefert und der Ausblick signalisiere für 2021 eine bessere Nachfrage - bei möglicherweise im Verlauf aufkommendem Gegenwind durch die Kosten für Rohmaterial.
Die erneuten Lockdowns dürften das vierte Quartal der Konsumgüterhersteller belastet haben, schrieb Barclays-Analyst Iain Simpson. Das dürfte vor allem im konsumgeprägten Dezember der Fall gewesen sein. Auch die Deutsche Bank geht von einem schwächeren Jahresausklang 2020 als bisher sowie einer weniger dynamischen Margenerholung des Konsumgüterkonzerns aus.
Ebenfalls zurückhaltend bleibt DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Die Covid-19-Krise habe 2020 nicht nur die Luxushautpflegemarke La Prairie stark belastet, sondern auch die Nachfrage nach Nivea-Produkten. Eine zunehmende Immunisierung gegen das Corona-Virus lasse für 2021 eine Normalisierung der Geschäfte erwarten.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Der Aktienkurs von Beiersdorf spiegelt die Entwicklung in der Pandemie deutlich wieder. So ging es ab November mit dem erneuten Lockdown zuletzt wieder deutlich abwärts, nachdem sich der Kurs im Sommer von dem Einbruch aus dem Frühjahr wieder hatte erholen können. Zuletzt pendelte er zwischen 91 und 93 Euro.
Mitte März vergangenen Jahres hatte das Papier bei 77,62 Euro sein Corona-Tief erreicht. In den zwölf Monaten vor der Pandemie hatte die Aktie noch deutlich zulegen können. Von um die 83 Euro im Februar 2019 kletterte der Kurs der Papiere bis Anfang September des gleichen Jahres auf ein Rekordhoch bei 117,25 Euro und pendelte sich anschließend im Bereich zwischen 103 und 108 Euro ein. Dann kam der Absturz.
Bis zum Sommer 2020 konnte sich die Aktie kräftig bis auf gut 104 Euro erholen, doch die Pandemie steckte den Anlegern weiterhin in den Knochen. Denn nach den schwachen Halbjahreszahlen ging es wieder bergab. Insgesamt hat das Papier in den vergangenen zwölf Monaten knapp zwölf Prozent verloren - damit zählt das Papier zu den Verlierern im deutschen Leitindex in diesem Zeitraum.
Aktuell kommt das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von gut 23 Milliarden Euro./nas/mne/fba
Quelle: dpa-Afx