DUISBURG/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - In der Debatte um die Zukunft von Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp
Stahl-Vorstand will bis Mitte April Vorschläge vorlegen
Anlass waren Aussagen von Steel-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel in einem Interview der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ, Montag/Dienstag). Gabriel hatte darin gesagt, dass der Sparten-Vorstand vor dem Hintergrund erwartbarer, dauerhafter Absatzrückgänge bis Mitte April Vorschläge für eine grundlegende Neustrukturierung erarbeiten will. "Was immer dabei an Vorschlägen herauskommt, wird natürlich danach sofort auch mit der Mitbestimmungsseite, den Betriebsräten und der IG Metall beraten", hatte der frühere Vizekanzler gesagt. Sämtliche Entscheidungen sollten nur gemeinsam mit den Mitbestimmungsgremien fallen, "so wie wir das auch in der Vergangenheit immer getan haben". Am Ende müsse ein zukunftsfähiges Stahlunternehmen stehen, "in dem auch noch die Kinder und Enkel der heutigen Stahlarbeiter einen Arbeitsplatz finden".
IG Metall und Betriebsrat hätten zur Kenntnis genommen, dass der Steel-Vorstand ein Restrukturierungskonzept erarbeite, erklärte Giesler. "Das Problem ausschließlich bei Vorstand und Mitbestimmung des Stahlbereichs abzulegen, ist jedoch nicht akzeptabel." Die IG Metall halte weiterhin an ihrer Forderung einer Verselbstständigung des Stahlbereichs fest, "wenn die Rahmenbedingungen stimmen". Diese seien von der Konzernmutter herzustellen.
In der Stahlsparte sind etwa 27 000 Menschen beschäftigt, davon rund 13 000 allein in Duisburg. Die Sparte hat derzeit unter anderem mit der Konjunkturschwäche sowie hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen. Der Mutterkonzern Thyssenkrupp plant eine Verselbstständigung der Sparte. Mit dem tschechischen Energieunternehmen EPH des tschechischen Unternehmers Daniel Kretínský laufen seit Längerem Gespräche über eine 50:50-Partnerschaft im Stahlgeschäft.
Gabriel sieht drei Optionen für Verselbstständigung
Laut Gabriel gibt es nicht nur einen Weg in die Verselbstständigung. Er sehe mindestens drei Optionen. "Erstens: Der Stahl könnte zum neuen Kern von Thyssenkrupp werden. Zweitens: Wir werden mit einem starken Ankeraktionär selbstständig. Drittens: Wir tun uns mit jemandem zusammen - mit Herrn Kretinsky beispielsweise", sagte der Aufsichtsratschef der WAZ.
Eine Neustrukturierung der Stahlsparte wird laut Gabriel "sicher einige Jahre" in Anspruch nehmen. "Wir reden hier eben nicht über eine Hauruckaktion oder kurzfristige Businesspläne, sondern über eine grundlegende Neuaufstellung von Thyssenkrupp Steel." An deren Ende müsse ein Unternehmen stehen, das seine eigenen Investitionen verdient und nicht um jeden Euro bei der Konzernmutter "Bitte, bitte" machen müsse./tob/DP/jha
Quelle: dpa-Afx