BONN (dpa-AFX) - Auch wenn die Corona-Pandemie die Deutsche Post anfangs belastet hat, lief 2020 am Ende besser als von Analysten erwartet. Der boomende Online-Handel, getrieben durch die Krise, macht dem Logistikkonzern auch für die nächsten Jahre Hoffnung. Bisherige Ziele könnte der Konzern schneller erreichen als gedacht. Was bei dem Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Dass die Deutsche Post zu den Gewinnern der Corona-Krise gehört, war anfangs gar nicht zu erwarten. Das Management zeigte sich zu Beginn der Pandemie zurückhaltend und zog wie viele andere Konzerne die Prognose zunächst zurück. Doch in den folgenden Monaten drehte der Wind. Am Ende beflügelten Online-Handel und Paketboom die Gewinnentwicklung. Denn wie die Post Mitte des Monats verkündete, lag das operative Ergebnis (Ebit) 2020 deutlich über der erst im Herbst aktualisierten Prognose.

Im Oktober hatte die Post verkündet, dass sie ein Ebit von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro erwartet. Nach den vorläufigen Zahlen für 2020 liegt das Ergebnis jetzt bei über 4,8 Milliarden Euro. Damit ist der Konzern gar nicht so weit von dem seit Jahren gesetzten Ziel vorbeigeschrammt. Bis zum Beginn der Pandemie hatte Konzernchef Frank Appel lange das Ziel verfolgt, 2020 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 5 Milliarden Euro zu erreichen.

Alles in allem, konnte die Post in der zweiten Jahreshälfte wieder einiges wettmachen. "2020 war ein außergewöhnliches Jahr", erklärte Appel. "Trotz der zahlreichen Herausforderungen konnten wir ein Rekordergebnis erzielen. Unsere Strategie und unser Geschäftsmodell haben sich als resilient erwiesen - auch in weltwirtschaftlich turbulenten Zeiten."

Im Zuge der Krise lichteten sich für die Bonner nicht nur die Wolken. Es sieht für die nächsten Jahre jetzt sogar besser aus als vor der Pandemie, stellt man die Ebit-Ziele der nächsten Jahre nebeneinander. Denn im März vergangenen Jahres lagen die Schätzungen der Deutschen Post für 2022 noch bei 5,3 Milliarden. Jetzt peilt Appel schon für das laufende Jahr mit 5,4 Milliarden mehr an. Einen detaillierten Ausblick will das Unternehmen am 9. März vorlegen.

Die Corona-Krise hat das Einkaufsverhalten verändert und viel ins Internet verlagert. Dadurch ist die Deutsche Post nach anfänglichen Belastungen durch die Pandemie nach und nach zu einem Krisengewinner geworden. Insgesamt war das Sendungsaufkommen die vergangenen Monate hoch - mit einem besonderen Schub im Weihnachtsgeschäft. "Aus der Perspektive des E-Commerce könnte man sogar sagen, dass wir durch Covid-19 im Jahr 2020 bereits auf dem Stand des Jahres 2030 sind", sagte DHL-Express-Manager Michiel Greeven im November.

Derweil verteilen die Bonner den Corona-Impfstoff rund um die Welt. Gleichzeitig erweitert der Konzern die Kapazitäten zur Lagerung und zum Umschlagen von Pharma- und Medizinprodukten in Deutschland. Dafür wurde die Fläche des Pharma- und Logistikstandorts in Leipzig mehr als verdoppelt. Zudem hat der Konzern die Medizin- und Pharmalogistik am Standort Frankfurt ausgebaut. Damit sei das Unternehmen in Deutschland bestens für die Anforderungen für den Im- und Export von Corona-Impfstoffen gerüstet, hieß es.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den seit diesem Jahr im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten rät die Mehrheit zum Kauf der Post-Aktie. Insgesamt 8 von 11 Analysten würde das Papier derzeit in ihr Depot aufnehmen, der Rest plädiert für "Halten". Zum Verkauf rät länger kein Analyst mehr. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 46,50 Euro ein Stück über dem jüngsten Kursniveau.

Die einzelnen Schätzungen fallen jedoch sehr unterschiedlich aus: Dabei traut Goldman Sachs dem Logistikkonzern am meisten zu. Das Kursziel von Analyst Matija Gergolet steht bei 53 Euro. Das Analysehaus Bernstein setzt seine Schätzung mit 50 Euro nur etwas niedriger an: Der Logistikkonzern stehe 2021 wohl vor einem weiteren Jahr mit übertroffenen Erwartungen, schrieb Analyst Daniel Roeska. Die guten Perspektiven im Express-Geschäft würden von Anlegern immer noch übersehen.

Warburg Research ist mit 44 Euro deutlich pessimistischer: Der Logistikkonzern habe besser abgeschnitten als gedacht, schrieb Analyst Christian Cohrs. Die Basis für andauernden Erfolg sei gelegt. Die Bewertung erscheine aber mittlerweile ausreichend hoch. Am wenigsten erwartet Kepler Cheuvreux von der Post-Aktie und hat ein Kursziel von 38 Euro auf dem Zettel.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit ein paar Monaten schwingt sich die Post-Aktie von Rekord zu Rekord. Erst am Donnerstag erreichte sie mit 43,84 Euro wieder einen Spitzenwert. Zuletzt notierte sie aber wieder etwas tiefer. In diesem Jahr ist es der Post auch generell erstmals seit Anfang 2018 wieder gelungen, die 40-Euro-Marke zu knacken.

Zu Beginn des vergangenen Jahres war es wegen der Corona-Unsicherheiten für die Aktie zunächst gar nicht gut gelaufen. Im Zuge des Corona-Crashs war der Kurs auf knapp über 19 Euro abgesackt. Anschließend begann aber eine starke Erholung. Die Prognoseerhöhung gab zuletzt weiteren Schub. Seitdem erreichte der Kurs ein Rekordhoch nach dem anderen.

Innerhalb eines Jahres hat er jetzt um mehr als ein Viertel zugelegt. Anleger, die die Aktie bereits seit fünf Jahren in ihrem Depot haben, können sich sogar über ein Kursplus von mehr als 80 Prozent freuen. Die Post kommt nach der jüngsten Rally an der Börse derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 53 Milliarden Euro./knd/stw/jha/

Quelle: dpa-Afx