KÖLN (dpa-AFX) - Für den traditionsreichen Motorenbauer Deutz
DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:
Der durch die Virus-Krise deutlich verstärkte Nachfragerückgang in wichtigen Abnehmerbranchen belastete Deutz bereits im ersten Jahresviertel erheblich. Unter dem Strich stand ein Verlust von 10 Millionen Euro, nachdem der Konzern ein Jahr zuvor noch einen Nettogewinn von 20,9 Millionen Euro eingefahren hatte. Auch Umsatz und Auftragseingang brachen ein. Deutz stellt vor allem Motoren für Land- und Baumaschinen sowie für Stapler her.
Im Zuge der sich zuspitzenden Pandemie musste auch Deutz im April seine Produktion großteils herunterfahren. In Anbetracht der Unsicherheit und der kaum vorhersehbaren weiteren Entwicklung entschied sich der Konzern im Frühjahr dazu, seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr auszusetzen. Zudem kündigten die Kölner ein Sparprogramm an. Um die Kasse zu schonen, strich Deutz auch die Dividende für das Vorjahr.
Bereits vor Beginn der Corona-Krise hatte Deutz einige Nackenschläge hinnehmen müssen. So führte die Pleite eines wichtigen Zulieferers dazu, dass der Vorstand im Herbst 2019 seine Gewinnprognose kappte. Im vergangenen Jahr bekam der Motorenhersteller außerdem die zunehmende konjunkturelle Abschwächung zu spüren und verzeichnete beim Konzernergebnis unter dem Strich einen herben Einbruch.
Anfang März teilte Deutz dann mit, dass sich der Vorstand für 2020 auf eine rückläufige Geschäftsentwicklung einstellt. Als Gründe nannte das Unternehmen einen Rückgang in wichtigen Abnehmerbranchen sowie die zunehmende Verunsicherung aufgrund des neuartigen Coronavirus, ehe das Management seinen Jahresausblick kurze Zeit später wegen der Pandemie zurückzog.
Unterdessen setzt Deutz weiter auf den chinesischen Markt. Die Umsetzung der China-Strategie sei weiter im Plan, teilte das Unternehmen Anfang Mai mit. So hatte der Motorenhersteller mit dem chinesischen Baumaschinenkonzern Sany 2019 die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vereinbart. Der chinesische Motorenmarkt ist für Deutz ein bedeutendes Wachstumssegment. Das Unternehmen kooperiert nach eigenen Angaben auch bei der Auftragsfertigung und im lokalen Servicegeschäft mit chinesischen Partnern.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Seit der Vorlage der Zahlen für das erste Jahresviertel im Mai haben sich sechs der im dpa-AFX-Analyser erfassten Branchenexperten näher mit Deutz beschäftigt. Ihr Votum ist dabei eindeutig: Gleich fünf Analysten raten zum Kauf der Papiere. Ein Experte rät dazu, die Anteilsscheine zu halten und die weiteren Entwicklungen genau zu beobachten. Für den Verkauf der Titel spricht sich hingegen niemand aus.
Bei den Analysten überwiegt die Zuversicht, dass der Motorenhersteller über genug Potenzial verfügt, um die Krise zu meistern. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat für die Aktie mit 7,50 Euro den höchsten Wert auf dem Zettel; er liegt rund 3 Euro über dem jüngsten Kurs. Aus Sicht von Analyst Frederik Bitter greift die neue China-Strategie des SDax-Unternehmens. Daher habe er seine Schätzungen für den Motorenbauer erhöht.
Ähnlich positiv gibt sich Hans-Joachim Heimbürger vom Analysehaus Kepler Cheuvreux. Der Motorenbauer sei ein typischer Frühzykliker. Heimbürger geht davon aus, dass der zyklische Gegenwind im dritten Quartal nachlassen dürfte. Aufgrund der Pandemie dürften sich die Ziele für 2022 zwar um ein bis zwei Jahre verschieben. Doch ein Gewinn von mindestens einem Euro je Aktie sei machbar, ist Heimbürger überzeugt. Der Experte hebt das Potenzial der Kölner, ihre Kosten zu optimieren, sowie die Chancen im Geschäft mit elektrischen Motoren und in China hervor.
Während Peter Rothenaicher von der Baader Bank kritisch anmerkt, dass Auftragseingang, Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) zuletzt schwach ausgefallen seien, gibt Mustafa Hidir vom Analysehaus Warburg Research zu bedenken, dass die Endmärkte des Motorenbauers sich derzeit in seiner sehr schwachen Verfassung befänden. Die Corona-Krise beschleunige den starken Umsatzrückgang weiter. Allerdings sieht er die Aktie derzeit als günstig bewertet an. Auch Thorsten Reigber von der DZ Bank verweist darauf, dass die Anteilsscheine des Motorenbauers im Branchenvergleich weiterhin unterbewertet erschienen.
Dagegen ist Charlotte Friedrichs von der Privatbank Berenberg skeptisch. Die Analystin hat mit 3,20 Euro das mit Abstand niedrigste Kursziel auf dem Zettel, das sogar noch klar unter dem aktuellen Kurs liegt. Aus ihrer Sicht war das erste Quartal gemischt verlaufen. Trotz der anziehenden Nachfrage aus Asien bleibe die Situation in Europa und den USA herausfordernd, begründete die Analystin im Mai ihre "Halten"-Empfehlung.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Aus Anleger-Sicht haben sich die Deutz-Papiere alles andere als erfreulich entwickelt. Im laufenden Jahr büßten die Titel im Zuge der Marktturbulenzen und des Corona-Crashes rund 17 Prozent an Wert ein. Auf längere Sicht sieht es noch schlechter aus: So summiert sich der Kursverlust in den zurückliegenden drei Jahren fast auf 30 Prozent.
Kostete ein Anteilsschein vor gut einem Jahr zwischenzeitlich noch rund 9 Euro, ging es in der Folgezeit immer weiter in den Keller. Kurz vor dem Corana-Crash Mitte Februar 2020 wurden die Anteilscheine nur noch zu 5,20 Euro gehandelt, ehe ein noch heftigerer Absturz folgte.
Innerhalb nur eines Monats sackten die Titel bis Mitte März auf unter 3 Euro ab, danach ging es zumindest wieder etwas aufwärts. Derzeit kostet eine Aktie rund 4,62 Euro. Damit hat sich der Kurs seit dem Corona-Tief zwar deutlich erholt, die Papiere sind aber damit aber immer noch nur gut halb so viel wert wie im Juni vergangenen Jahres.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 560 Millionen Euro gehört Deutz in Sachen Börsenwert zu den kleineren Titeln im Nebenwerteindex SDax./eas/stw/mis/fba
Quelle: dpa-Afx