BONN (dpa-AFX) - Die globalen Logistikmärkte sind aus Sicht des Chefs der Deutsche-Post-Frachtsparte in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin von Unsicherheit geprägt. "Wir müssen von Quartal zu Quartal gucken", sagte Tim Scharwath am Montag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Jede kleine Störung habe enorme Auswirkungen. "Am beunruhigendsten ist die Situation in Shanghai", sagte der Chef der Sparte DHL Global Forwarding, Freight. Die entscheidende Frage dabei sei es, wie die Millionen-Metropole wieder geöffnet werde. "Für die Weltwirtschaft wäre es besser, wenn die Öffnung langsam vollzogen wird."

Die chinesische Metropole Shanghai befindet sich seit Ende März im Lockdown, da die Volksrepublik eine strikte Null-Covid-Strategie verfolgt. Dies führt zu einem Stau von Frachtschiffen in und vor dem größten Hafen der Welt. Laut Scharwath staut es sich aber auch auf dem Land außerhalb Shanghais. Dort sei die Produktion weitergegangen, die Lagerhallen seien voll. Der Manager plädiert deshalb für ein langsames Wiederhochfahren der Abfertigung im Hafen. "Die Abläufe, der Fluss, das muss alles erst wieder entstehen", sagte Scharwath.

Insgesamt sei der globale Logistikmarkt weiterhin stark von Kapazitäten getrieben. Der Trend zur Luftfracht ist dabei laut Scharwath ungebrochen. Denn zahlreiche Unternehmen steigen wegen der knappen Schiffs-Kapazitäten auf den Luftweg um, um ihre Lieferverpflichtungen einzuhalten. Während sich die Situation der Luftfracht im Nord-Atlantik etwas entspannt habe, sei die Seefracht nach wie vor stark von der Situation in Asien geprägt. Sobald sich China wieder öffne, dürften die Reedereien ihre Schiffe aus anderen Teilen der Welt wieder auf diesen Markt verlagern, schätzt Scharwath.

Scharwath ist seit Mitte 2017 im Vorstand der Deutschen Post für den Geschäftsbereich "DHL Global Forwarding, Freight" zuständig. Das Kerngeschäft sind Speditionsleistungen zwischen Kunden und Frachtunternehmen für Transporte über den Land-, See und Luftweg. Der Bonner Dax-Konzern beschäftigt in dem Segment 45 000 Angestellte und hat 200 Fracht-Terminals in 150 Regionen./lew/stw/ngu

Quelle: dpa-Afx