FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit deutlicher Kritik haben Aktionäre die Hauptversammlung der Lufthansa begleitet. Unter anderem störten sich mehrere Anteilseigner, dass die Versammlung am Dienstag erneut virtuell im Internet statt in Präsenz durchgeführt wurde und dies auch in den kommenden Jahren möglich sein soll.

Zuvor hatten unter anderem die Fondsgesellschaften der Sparkassen und Genossenschaftsbanken den strategischen Kurs des Managements um Carsten Spohr kritisiert. Der Vorstandschef hatte unter anderem für den angestrebten Einstieg bei der italienischen Staats-Airline Ita geworben.

Die Lufthansa gleiche einem "Gemischtwarenladen", sagte Ingo Speich von der Deka. Der Vorstand müsse aufpassen, nicht die Kontrolle zu verlieren. Henrik Pontzen von Union Investment stellte den geplanten Einstieg bei italienischen Staatsairline Ita in Frage. Er sagte: "Wir können uns nicht vorstellen, wie sich eine Ita oder gar ein weiterer potenzieller Übernahmekandidat aus Portugal erfolgreich integrieren lassen. Geschweige denn, wie Synergieeffekte erzielt werden sollen."

Arne Karstens von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kündigte an, gegen die geplante Erhöhung der Vorstandsvergütung zu stimmen, die eindeutig Dax-Maßstäben entspreche, obwohl Lufthansa lediglich im mittleren Börsensegment MDax notiert sei. Zugleich müssten die Beschäftigten mit Kaufkraftverlusten klarkommen. Der Gewerkschafter warnte, dass mit einem Erodieren der Sozialpartnerschaft auch das Fundament der Dienstleistungen gefährdet sei. Kritik übten mehrere Redner an dem erneuerten Prüfmandat für die Prüfgesellschaft Ernst & Young, der im Wirecard-Skandal massives Fehlverhalten vorgehalten wird.

Das neue vorgeschlagene Vergütungssytem sieht für den Vorstandsvorsitzenden für 2023 ein Höchstsalär von 11 Millionen Euro vor (2022: 9,5 Mio Euro), die neue Obergrenze für herausgehobene Vorstandsmitglieder soll künftig 6,5 Millionen Euro (2022: 5 Mio Euro) betragen. Laut Geschäftsbericht hat Spohr für 2022 eine Zielgesamtvergütung von 4,9 Millionen Euro erhalten. Für ordentliche Vorstandsmitglieder wurden 2,6 Millionen Euro genannt. Auch die Aufsichtsratsmitglieder sollen ab dem laufenden Jahr mehr Geld erhalten.

An der Spitze des Aufsichtsrats stellt sich der bisherige Vorsitzende Karl-Ludwig Kley zur Wiederwahl. Außerdem sollte mit dem Manager Karl Gernandt ein Vertrauter des größten Einzelaktionärs Klaus-Michael Kühne in das Kontrollgremium einziehen. Wie in den drei Vorjahren wurde den Anteilseignern auch für 2022 vorgeschlagen, auf eine Dividende zu verzichten./ceb/stw/DP/stw

Quelle: dpa-Afx