HAMBURG (dpa-AFX) - Der Betreiber von Solarparks und Windkraftanlagen Encavis
DAS IST LOS BEI ENCAVIS:
Die Encavis AG (vormals Capital Stage AG) ging aus der 2001 erfolgten Fusion der börsennotierten HWAG Hanseatisches Wertpapierhandelshaus AG und dem Risikokapital-Spezialisten Futura Capitalis hervor. Zu Beginn war das Unternehmen eine Kapitalbeteiligungsgesellschaft und hielt Anteile an Solarunternehmen wie Conergy und Inventux Solar Technologies. In den Folgejahren wandelte sich das Unternehmen zu einem Investor und Betreiber von Solarparks und Windkraftanlagen. Nach der Übernahme von Chorus Clean Energy wurde 2018 aus der Capital Stage AG die Encavis AG.
In den vergangenen Jahren ist Encavis vor allem dank Übernahmen und neu eröffneter Parks mit Wind- und Solaranlagen gewachsen. Aktuell umfasst das Portfolio insgesamt 192 Solar- und 86 Windparks mit einer Leistung von rund 2,5 Gigawatt in Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Finnland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Spanien. Davon betreibt der Konzern 26 Solarparks und 44 Windparks für Dritte.
Dabei dürfte Encavis auch weiterhin von der Klimawende profitieren. So will etwa die Europäische Union den Anteil von Windstrom vor Europas Küsten bis 2030 verfünffachen. Dafür schlägt die EU-Kommission vor, die Kapazität von heute zwölf auf 60 Gigawatt bis 2030 auszubauen, bis 2050 sogar auf 300 Gigawatt. Dafür sollen in den nächsten drei Jahrzehnten 800 Milliarden Euro in Windkraft und andere erneuerbare Energien auf See investiert werden, um die EU-Klimaziele zu erreichen.
Allerdings spielt für das Unternehmen das Wetter eine wichtige Rolle. So sorgte etwa eine geringere Sonneneinstrahlung in Frankreich und Italien in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres für einen Umsatzrückgang im Solarpark-Portfolio. Dank neuer Windpark-Anlagen in Dänemark konnte Encavis in dem Zeitraum dennoch die Erlöse im Konzern insgesamt um rund fünf Prozent steigern.
Für das Gesamtjahr 2020 peilt Encavis einen Umsatz von mehr als 280 Millionen Euro an. Dabei geht das Unternehmen davon aus, dass sich das Portfolio nicht verändert und normale Wetterbedingungen vorherrschen. 2019 hatte das Unternehmen knapp 274 Millionen Euro umgesetzt, dabei aber auch zum Teil von sehr viel Sonne und Wind profitiert. Bereinigt um diesen Effekt hätte der Umsatz 263 Millionen betragen.
Beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwartet Encavis einen Wert von mehr als 220 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte der um Wettereffekte bereinigte operative Gewinn knapp 211 Millionen Euro betragen.
Für 2021 rechnet Finanzchef Christoph Husmann jedoch bereits mit zusätzlichen Einnahmen aus zwei spanischen Solar-Großkraftwerken, von denen bisher erst eines fertiggestellt ist. So sollen 2021 hiermit mehr als 36 Millionen Euro an subventionsfreien Umsätzen und ein Ebitda von mehr als 27 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Spanien übernimmt damit die Position des Spitzenreiters innerhalb des Solarportfolios des Unternehmens.
SO ENTWICKELTE SICH DIE AKTIE (Stand: 29.12., 12:00 Uhr):
Die Aktien profitieren vom Fokus der Anleger auf das Trendthema Klimaschutz und saubere Energien. Denn viele Branchen benötigen mehr erneuerbare Energie, um die Klimaziele zu erreichen. Auch für den Megatrend Wasserstoff spielt die Wind- und Solarenergie eine wichtige Rolle. Denn nur mit Hilfe von ihr ist es möglich einen "grünen" Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie herzustellen.
Nach einer längeren Stagnation - noch als Capital Stage - ist Encavis bereits seit Ende 2018 wieder ein Liebling der Anleger. Zwar konnten sich die Aktien dem Corona-Börsencrash im Frühjahr nicht entziehen, die Erholung verlief aber rasant: Seit dem Corona-Tief Mitte März hat sich ihr Wert auf rund 20 Euro nahezu verdreifacht. Mehr als eine Delle im Chart war das also nicht.
Allein 2020 ging es bislang um fast 116 Prozent nach oben, nach bereits deutlichen fast 71 Prozent 2019. Das bedeudete in beiden Jahren einen der vorderen Plätze im Nebenwerte-Index SDax. Mittlerweile bringt es Encavis an der Börse auf einen Wert von knapp 2,8 Milliarden Euro.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Branchenexperten sind mit Blick auf die Encavis-Aktie recht unterschiedlich gestimmt. Von fünf Analysten, die ihre Einschätzungen seit der Vorlage der Neunmonatszahlen Mitte November aktualisiert haben, raten zwei zum Kauf der Aktie. Zwei tendieren zum Halten und einer empfiehlt den Verkauf. Im Schnitt schreiben sie dem Papier ein Kursziel von rund 15,00 Euro zu - und liegen damit ein Stück unter dem jüngsten Kursniveau. Allerdings liegen ihre Erwartungen teils deutlich auseinander.
Laut Analyst Martin Comtesse vom Researchhaus Jefferies verfehlte Encavis im dritten Quartal die Markterwartungen deutlich. Gründe hierfür seien meteorologische Effekte, niedrigere Gewinne aus Verkäufen sowie Rückstellungen für Aktienoptionen. Auch habe der operative Mittelzufluss des Unternehmens im dritten Quartal erstmals im laufenden Jahr auf Jahressicht nicht mehr zugelegt.
Gute Fortschritte macht das Unternehmen nach Ansicht der Analystin Charlotte Friedrichs von der Privatbank Berenberg aber in Spanien. So sei der Solarpark La Cabrera im dritten Quartal ans Netz gegangen und die Bauarbeiten für den Solarpark Talayuela stünden kurz vor dem Abschluss. Es habe zwar kleinere Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie gegeben, aber die damit verbundenen Kosten hielten sich in Grenzen.
Allerdings strich Friedrichs ihre Schätzungen bezüglich der Einnahmen aus den beiden Parks für das kommende Jahr zusammen. Sie begründete dies damit, dass etwa ein Viertel der Einnahmen von den kurzfristigen Energiepreisen abhingen, die nach wie vor niedrig seien. Ihre Prognosen für die neuen Parks stimmen jetzt mit denen des Unternehmens überein.
Analyst Sven Kürten von der DZ Bank sieht Encavis auf Kurs zur Erfüllung der Jahresziele. Sonnen- und Windstrom werde konkurrenzfähiger gegenüber anderen Energiequellen und außerdem stütze der globale Trend zu mehr Klimaschutz. Weniger zuversichtlich zeigte sich Analystin Tanja Markloff von der Commerzbank. Für sie ist die Encavis-Aktie zu hoch bewertet und die Dividendenrendite mäßig. Sie empfiehlt, die Aktie zu verkaufen./mne/eas/mis
Quelle: dpa-Afx