BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere Beauftragte für die Nachrichtendienste des Bundes, Klaus-Dieter Fritsche, hat bestätigt, dass er sich beim Kanzleramt für den umstrittenen Finanzdienstleister Wirecard
Die Bundesregierung hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass Fritsche am 11. September 2019 mit dem wirtschaftspolitischem Berater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Lars-Hendrik Röller, zusammengekommen war. Bei dem Treffen in der Regierungszentrale waren auch Wirecard-Manager dabei.
"Wir haben ganz zivil geredet, es wurden keine Hilfe aus dem Kanzleramt oder gar der Kanzlerin selber eingefordert", sagte Fritsche dem "Spiegel". Von Geldwäsche-Vorwürfen gegen Wirecard will Fritsche im Herbst 2019 noch nichts gewusst haben. Zwar habe der Finanzvorstand bei dem Gespräch im Kanzleramt entsprechende Vorwürfe der "Financial Times" erwähnt, dies aber als Fehde mit einem einzelnen Journalisten dargestellt.
"Ich ging damals davon aus, dass Wirecard eines der Unternehmen der digitalen Zukunft ist, deswegen habe ich ihnen geholfen", sagte Fritsche. "Ich jedenfalls hatte keinerlei Grund, an der Seriosität des Unternehmens zu zweifeln." Nach dem Gespräch mit Röller sei er nicht mehr für Wirecard tätig geworden. "Es war ein einmaliger Kontakt und ein Gespräch von vielleicht 30 Minuten", erinnert sich Fritsche. Danach habe er von Wirecard nichts mehr gehört.
Fritsche war von 2014 bis zum Frühjahr 2018 Staatssekretär mit Zuständigkeit für die Geheimdienste im Kanzleramt.
Wirecard hatte im vergangenen Monat zuerst Luftbuchungen in Höhe von mutmaßlich 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und wenig später Insolvenz angemeldet. Die Opposition im Bundestag sieht beim Fall Wirecard offene Fragen, wann genau die Regierung von Unregelmäßigkeiten bei dem Zahlungsabwickler wusste und ob sie zu wenig dagegen unternommen hat./hoe/DP/mis
Quelle: dpa-Afx