FRANKFURT (dpa-AFX) - Die EZB-Bankenaufsicht mahnt Geldhäuser zur Vorsicht angesichts des weiterhin grassierenden Coronavirus. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie seien noch spürbar, warnte der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria, am Donnerstag. "Die Banken müssen die möglichen Folgen für ihre Bilanzen im Blick behalten. Insbesondere müssen sie ihre Regelungen für die Risikokontrolle und für die Governance verbessern."
Enria sagte zugleich: "Im Großen und Ganzen sind wir mit dem bisherigen Vorgehen der Banken während der Pandemie zufrieden." Auch der Spielraum bei bestimmten Kapitalvorgaben, den die Aufseher den Instituten zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 gewährt hatten, habe Banken geholfen, die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen aufrechtzuerhalten, bilanzierte Enria.
Die Ausnahmeregelungen laufen nach und nach aus. Banken dürfen zum Beispiel bestimmte Kapitalvorgaben nun nicht mehr unterschreiten. Und nur noch bis Ende März ist es den Instituten erlaubt, bei der Berechnung ihrer Verschuldungsquote Engagements bei Zentralbanken auszuschließen. "Wir bestätigen den ursprünglich angekündigten Zeitplan für die Rückkehr zu einer normalen Aufsicht über Eigenkapitalausstattung und Verschuldung der Banken", betonte Enria.
Die EZB-Bankenaufsicht bewertet in einem sogenannte "SREP"-Prozess ("Supervisory Review and Evaluation Process") regelmäßig unter anderem die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und die Angemessenheit des Risikomanagements von Banken. Im Ergebnis legen die Behörden individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest und bestimmen unter anderem, wie viel Geld die Institute als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen.
Insgesamt erhöhten sich die SREP-Kapitalanforderungen und -Empfehlungen 2022 im Vergleich zum Vorjahr leicht von 14,9 Prozent auf 15,1 Prozent. Das Kapitalniveau der meisten Banken übersteige die festgelegten Werte, stellten die Aufseher fest./ben/stw/DP/he
Quelle: dpa-Afx