KÖLN (dpa-AFX) - Interessenten können beim Abschluss einer Lebensversicherung auf stabile Garantiezinsen hoffen. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) empfiehlt für das Jahr 2026, den Höchstrechnungszins unverändert bei einem Prozent zu belassen. Der Verband geht für die absehbare Zukunft nicht von einer Rückkehr der Nullzinsphase aus, die die Erträge der Lebensversicherer und die der Kundschaft angebotenen Zinsen gleichermaßen in die Tiefe gedrückt hatte. "Wir sehen in unseren Modellen, dass ein Prozent Höchstrechnungszins mittelfristig stabil gehalten werden kann", sagte DAV-Vorstandschef Maximilian Happacher der Deutschen Presse-Agentur. "Deswegen sprechen wir die Empfehlung an das Bundesfinanzministerium aus, nichts zu tun, also den Höchstrechnungszins unverändert bei einem Prozent zu belassen."

Aktuare sind hochspezialisierte Versicherungsmathematiker. Festgelegt wird der Höchstrechnungszins - der Fachbegriff für den Garantiezins - vom Bundesfinanzministerium, Grundlage sind die Empfehlungen der Aktuarvereinigung und der Finanzaufsicht Bafin. Die Festlegung gilt jeweils für neue Verträge. Das Prozedere soll verhindern, dass Versicherer im Kampf um die Kundschaft überhöhte Zinsversprechen abgeben.

Fast so viele Lebensversicherungsverträge wie Einwohner

Lebensversicherungen sind nach wie vor eine der beliebtesten Formen der Geldanlage - beziehungsweise privaten Altersvorsorge - in Deutschland: Nach Zahlen des Gesamtverbands der Versicherer hatte die Bevölkerung im Jahr 2023 insgesamt 81,4 Millionen Policen abgeschlossen, das entspricht nahezu der Einwohnerzahl der Bundesrepublik. Über viele Jahre waren jedoch die Garantiezinsen stetig gesunken, dementsprechend ging in der Nullzinsphase auch die Zahl der Verträge zurück.

Abwärtstrend beendet

"2025 wird es die erste Erhöhung des Höchstrechnungszinses seit 30 Jahren geben", sagte Happacher. "Das letzte Mal war der Höchstrechnungszins 1994 erhöht worden, damals von 3,5 auf 4 Prozent." Seit dem Jahr 2000 war der Höchstrechnungszins dann nur noch gesenkt worden. Der Wiederanstieg der Zinsen seit 2022 bedeutet auch für Lebensversicherungskunden bessere Zeiten. "Die Gesamtverzinsung - also Garantiezins plus Überschussbeteiligung - ist in den vergangenen Jahren wieder deutlich angestiegen", sagte Happacher, im Hauptberuf Vorstandsmitglied der Auslandssparte bei der Düsseldorfer Ergo-Versicherung. "Die Lebensversicherer haben eine gute Ertragssituation, die sie an die Kunden weitergeben."/cho/DP/stk

Quelle: dpa-Afx