BERLIN (dpa-AFX) - Die Gasspeicherbetreiber rechnen damit, dass trotz der bevorstehenden Nord-Stream-1-Lieferunterbrechung weiterhin Erdgas in Deutschland eingespeichert werden kann. Gegebenenfalls werde die Einspeicherung in leicht reduzierten Umfang vorgenommen, sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), Sebastian Bleschke, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Derzeit werde täglich ein Mehrfaches der Menge eingespeichert, die über die Ostseepipeline nach Deutschland importiert werde, betonte er.
So wurden am Samstag nach Angaben der Europäischen Gasspeicherbetreiber in Deutschland rund 1336 Gigawattstunden Erdgas eingespeichert. Über Nord Stream 1 flossen an diesem Tag etwa 347 Gigawattstunden russisches Erdgas nach Deutschland. Zum Vergleich: Aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden kamen am Samstag laut einer Grafik der Bundesnetzagentur rund 2750 Gigawattstunden Erdgas nach Deutschland.
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Nur ein Teil des importierten Gases wird eingespeichert, alles andere wird direkt über ein zusammenhängendes Gas-Fernleitungsnetz und auf lokaler Ebene dann über Verteilnetze zu den Verbrauchern geleitet.
Der Staatskonzern Gazprom
Die deutschen Speicher sind mittlerweile zu rund 83 Prozent gefüllt. Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85 Prozent und am 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein sollen. "Das Füllstandsziel von 95 Prozent ist sicherlich herausfordernd. Bei einem kompletten Ausfall von Nord Stream wäre es noch ein bisschen schwerer, das zu erreichen", sagte Bleschke weiter.
Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen erreichen, dass die Gasspeicher in Deutschland zu Beginn der Heizperiode fast voll sind. Deutschland soll damit im Winter besser gegen einen Totalausfall russischer Lieferungen gewappnet sein. Die bei einem Füllstand von 95 Prozent gespeicherte Gasmenge entspricht etwa dem bundesweiten Verbrauch der beiden Monate Januar und Februar 2022./tob/DP/zb
Quelle: dpa-Afx