PADERBORN/ (dpa-AFX) - Angesichts verheerender Schäden durch Sturmtief "Emmelinde" in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens will die Landesregierung Hilfen für Betroffene prüfen. Gefährliche Tornados hatten am Freitag im Osten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes massive Zerstörungen angerichtet. Allein in Paderborn wurden 43 Menschen verletzt, darunter 13 schwer. In Mittelfranken führte ein Gewitter zum Einsturz einer Holzhütte, 14 Menschen wurden verletzt.
"Hier wird sehr vieles versichert sein. Und da, wo Bedarf ist, werden wir genau prüfen, wie wir helfen können. Wir haben ja auch Schäden an der öffentlichen Infrastruktur gesehen", sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Samstag in Paderborn bei einem Besuch in dem Tornado-Gebiet. Es müsse jetzt zunächst genau bewertet werden, wo Schäden nicht abgedeckt seien, erklärte der Regierungschef.
Weit mehr als 100 Gebäude weisen nach einer ersten Bilanz der Stadt Paderborn Sturmschäden auf, Dutzende Betriebe hätten mit enormen Schäden zu kämpfen. Auch in Lippstadt im Kreis Soest und in der Stadt Höxter im östlichsten Teil von NRW trat ein Tornado auf, bestätigte der Deutsche Wetterdienst (DWD). Hier lagen der Polizei neben Schadensberichten keine Verletztenmeldungen vor.
Die enormen Tornado-Schäden in mehreren Städten zeigen nach Ansicht Wüsts einmal mehr, dass mit häufigeren Extremwetter-Ereignissen gerechnet werden muss. "Wenn man heute diese Schneise der Verwüstung hier sieht, dann fasst das einen schon an. Dann sieht man, dass das eben auch bei uns leider möglich ist, und wir müssen uns darauf einrichten, dass so etwas hier häufiger passiert", sagte der CDU-Politiker in Paderborn. Man müsse auf solche Ereignisse vorbereitet sein. "Es zeigt natürlich auch die Bedeutung des Klimaschutzes, das sieht man auch an einem solchen Unglück."
Der Tornado hatte in Paderborn nach Schilderung der örtlichen Behörden eine etwa 300 Meter breite und fünf Kilometer lange Schneise der Verwüstung quer durch die Großstadt angerichtet. Bürgermeister Michael Dreier (CDU) berichtete am Samstag von Bäumen und Ampeln, die wie Streichhölzer umgeknickt worden seien. Aufgewirbelte Dachziegel hätten sich in die Fassaden benachbarter Häuser "gefressen".
Nach Angaben der Stadtverwaltung von Sonntag bleiben fünf Schulen in Paderborn, darunter ein Gymnasium, ganz oder teilweise vorerst geschlossen. Es könne noch kein sicherer Zugang zu diesen Gebäuden gewährleistet werden, sagte ein Stadtsprecher der dpa. Auch in Lippstadt beeinträchtigen die Tornado-Schäden den Schulbetrieb und das Kita-Angebot. Sieben Schulen, darunter zwei Gymnasien, sowie fünf Kitas bleiben vorerst geschlossen.
Wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mitteilte, waren landesweit über 7500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen binnen 48 Stunden ausgerückt. Sie hätten dabei alles gegeben, um noch Schlimmeres zu verhindern. Der DWD bestätigte am Samstag insgesamt drei Tornado-Verdachtsfälle in NRW - in Paderborn, Lippstadt und Höxter. Die Tornados hätten sich in Zusammenhang mit kräftigen Gewittern gebildet. Sie seien kleinräumig aufgetreten.
Beim Einsturz einer Holzhütte wegen eines schweren Gewitters am Brombachsee in Mittelfranken wurden 14 Personen verletzt. Wie eine Polizeisprecherin sagte, hatten die Menschen wegen des Unwetters Schutz in der rund 105 Quadratmeter großen Hütte Schutz gesucht. Diese stützte dann aus ungeklärter Ursache ein. Ansonsten wurden die Feuerwehren in Franken bei der Gewitterserie zu vielen hundert Einsätzen wegen umgestürzter Bäume, abgedeckter Dächer und Straßensperrungen gerufen.
Das Hoch "Zeus" brachte am Sonntag in weiten Teilen Deutschlands sonniges Wetter - doch am Montag drohen erneut Gewitter. "Finja" habe das Potenzial für ein kräftiges Gewittertief, teilte der DWD am Sonntag in Offenbach mit. "Allerdings kann "Finja" bei nahezu allen Parametern nicht mit "Emmelinde" vom vergangenen Freitag mithalten", sagte ein Meteorologe. Nach derzeitigem Stand bestehe regional erhöhte Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, größeren Hagel und schwere Sturmböen - vor allem von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland über Bayern und Hessen hinweg bis nach Mitteldeutschland./ulb/DP/jha
Quelle: dpa-Afx