BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem erneuten Streik der Lokführergewerkschaft GDL mit bundesweiten Ausfällen im Schienenverkehr hat die Deutsche Bahn einen neuen Anlauf für eine Beilegung des Tarifkonflikts genommen. Der bundeseigene Konzern bot der GDL eine Wiederaufnahme der abgebrochenen Tarifverhandlungen an diesem Montag an. Die GDL will das Angebot nur dann annehmen, wenn die Bahn ein neues und verbessertes Tarifangebot vorlegt, wie die Gewerkschaft am Freitag mitteilte. Dafür setzte sie der Bahn eine Frist bis Sonntag, 18 Uhr.
Nach dem inzwischen fünften Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt weitete die Bahn den S- und Regionalverkehr schrittweise aus. Im Fernverkehr wollte das Unternehmen dagegen noch den ganzen Tag über am Rumpffahrplan festhalten. Erst am Samstag soll der Fahrplan wieder vollumfänglich gefahren werden. Bei der Lufthansa
Die GDL hatte diesmal 35 Stunden im Personenverkehr gestreikt. Im Güterverkehr hatte der Ausstand am Mittwochabend begonnen, er endete am Freitagmorgen um 5.00 Uhr. Mit dem Ende des Streiks geht die Ungewissheit für Bahnkunden aber weiter. GDL-Chef Claus Weselsky will künftige Streiks mit deutlich weniger Vorlauf ankündigen als bisher. Es ist damit fraglich, ob die Bahn beim nächsten Ausstand erneut einen Grundfahrplan auf die Beine stellen kann. Es ist das erste Mal, dass die Gewerkschaft in dem Konflikt auf solche "Wellenstreiks" setzt. Der GDL-Chef schließt Arbeitskämpfe auch über Ostern nicht aus.
Die Deutsche Bahn hat nun die GDL "auf Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren zu Verhandlungen" eingeladen. In dem Einladungsschreiben stellt die Bahn klar, es treffe nicht zu, dass das Unternehmen den Vorschlag von Vermittlern zu einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit abgelehnt habe. Vielmehr habe man sich bereits am 26. Februar bereiterklärt, "über unsere Schmerzgrenze hinauszugehen und auf der Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren die Verhandlungen zu Ende zu führen".
Die Vermittler hatten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit in zwei Stufen von 38 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich bis 2028 vorgeschlagen. Der GDL genügt das in der vorgeschlagenen Form jedoch nicht. In einem Brief vom 8. März an die Verhandlungsführer der Bahn zeigte sich die GDL zudem unzufrieden mit der bislang angebotenen Lohnerhöhung und der Laufzeit des Tarifvertrages. 30 Monate seien zu lang. Nach Darstellung der GDL dringt die Bahn zudem auf den Wegfall bisheriger Urlaubswahlmodelle, was nicht zu akzeptieren sei.
Nach der Antwort der GDL auf das Gesprächsangebot will die Bahn laut Konzernsprecher Achim Stauß das weitere Vorgehen prüfen und bewerten. Stauß appellierte "dringend" an die GDL, Streiks wieder mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen: "Wir appellieren an das Verantwortungsbewusstsein, auch an die Kollegialität der Lokführergewerkschaft."
Bei der Lufthansa waren am Donnerstag und Freitag jeweils rund 1000 Flüge ausgefallen, nur 10 bis 20 Prozent der ursprünglich geplanten Flüge konnten stattfinden. In Frankfurt und Hamburg konnten die Passagiere am Freitag wieder zusteigen, nachdem am Vortag die Kontrollstellen für den Sicherheitsbereich wegen eines zusätzlichen Streiks des Sicherheitspersonals geschlossen geblieben waren.
Verdi fordert für das Bodenpersonal neben einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro Gehaltssteigerungen in Höhe von 12,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nächste Verhandlungsrunde soll am kommenden Mittwoch beginnen./sl/brd/maa/als/DP/nas
Quelle: dpa-Afx