ARTEIXO/STOCKHOLM (dpa-AFX) - Mit Inditex
In den drei Monaten August bis Oktober setzte der Inditex-Konzern so viel um wie nie zuvor in einem dritten Geschäftsquartal, wie er am Mittwoch im spanischen Arteixo mitteilte. Der Erlös lag im dritten Quartal bei knapp 7,4 Milliarden Euro und damit rund ein Fünftel höher als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum dritten Viertel des Vorkrisen-Geschäftsjahres 2019/2020 bedeutet dies einen Zuwachs von rund sechs Prozent.
Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und der Überschuss lagen auf einem Rekordniveau. Der operative Gewinn zog um rund ein Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro an. Während der Umsatz im Rahmen der von Bloomberg gesammelten Analystenschätzungen lag, hatten die Experten beim operativen Ergebnis etwas mehr prognostiziert. Unter dem Strich stand ein Gewinn von rund 1,23 Milliarden Euro und damit deutlich mehr als vor einem Jahr.
In das wichtige Weihnachtsquartal ist Inditex mit deutlichen Zuwächsen gestartet. Zwischen 1. November und 10. Dezember sei der um Währungseffekte bereinigte Umsatz in den Läden und über das Onlineangebot im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen. Damit liege der Erlös sogar zehn Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2019.
Inditex hat seit Ende November einen neuen Chef. Carlos Crespo, der erst im Sommer 2019 die Führung des Unternehmens übernommen hatte, wurde überraschend durch Oscar Garcia Maceiras ersetzt. Crespo bleibt als Vorstand für das operative Geschäft allerdings bei Inditex. Der Unternehmensgründer und Eigentümer Amancio Ortega regelte zudem die Besetzung an der Spitze des Verwaltungsrats. Diesen soll ab April 2022 seine Tochter Marta Ortega leiten. Sie löst damit das langjährige Gesicht des Konzerns, Pablo Isla, ab.
Die Aktie gab in den ersten Handelsminuten bis zu fünf Prozent nach, konnte das Minus aber zuletzt etwas reduzieren. Um die Mittagszeit lag das Inditex-Papier noch mit rund vier Prozent im Minus bei 27,75 Euro am Ende des Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50
Auch die Papiere des Konkurrenten Hennes & Mauritz (H&M) gaben nach den Umsatzdaten zum abgelaufenen Quartal kräftig nach. Die H&M-Aktie büßte rund drei Prozent an Wert ein und weitete damit das Minus der vergangenen zwölf Monate auf rund acht Prozent aus.
Auch in puncto Marktkapitalisierung hängen die Spanier die Schweden deutlich ab. Inditex ist an der Börse derzeit knapp 87 Milliarden Euro wert. Ortega, dessen Familie fast 60 Prozent der Anteile gehören, zählt mit seinem von Bloomberg auf 67 Milliarden Dollar geschätzten Vermögen zu den reichsten Europäern. H&M kommt hingegen umgerechnet auf einen Börsenwert von rund 26 Milliarden Euro. Auch H&M wird von der Gründerfamilie kontrolliert. Stefan Persson, Sohn des Firmengründers Erling Persson, hält über die Holding noch rund 40 Prozent des Unternehmens.
Bei H&M stieg der Erlös im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (bis 30. November) im Jahresvergleich um acht Prozent auf knapp 57 Milliarden schwedische Kronen. Damit befindet sich der Umsatz zwar inzwischen auf dem Niveau vor der Krise, aber eben nicht wie bei Inditex schon darüber. Im Gesamtjahr zog der Umsatz um sechs Prozent auf 199 Milliarden Kronen (rund 19 Mrd Euro) an.
Neben der langsameren Erholung beim Umsatz hat der schwedische Konzern zudem einen deutlich höheren Lagerbestand an Waren als sein spanischer Konkurrent. Konzernchefin Helena Helmersson arbeitet seit einiger Zeit daran, diesen zu reduzieren. Probleme bereiten dabei immer wieder neue Corona-Auflagen in einigen Ländern und Regionen.
So waren zu Beginn des vierten Quartals rund 100 Läden vor allem in Südost-Asien geschlossen. Zum Ende des Quartals waren es 115 Filialen - dieses Mal vor allem in Österreich und der Slowakei. H&M ist derzeit dabei, unrentable Geschäfte dauerhaft dichtzumachen. Die Zahl der Filialen soll um fünf Prozent oder 250 Stück sinken. H&M hatte zuletzt rund 4850 Läden in 75 Märkten. Um die Abhängigkeit vom stationären Handel zu verringern, baut das Unternehmen das Online-Geschäft ebenso wie Inditex kräftig aus.
Inditex ist in 96 Ländern mit derzeit insgesamt knapp 6700 Geschäften vertreten. Konkurrenz im Online-Geschäft bekamen die beiden europäischen Unternehmen zuletzt verstärkt von dem chinesischen Konzern Shein, der mit seinem aggressiven Marketing und noch schnellerem Kollektionswechsel vor allem bei jungen Menschen punktet./zb/stw/mis
Quelle: dpa-Afx