HAMBURG (dpa-AFX) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hamburg hat mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Corona-Lasten gefordert. "Je ärmer, desto verheerender sind die Folgen von Corona für jeden Einzelnen. Wir brauchen ein Umdenken, um eine noch größere soziale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern", sagte Hamburgs DGB-Chefin Katja Karger am Mittwoch. Dazu gehöre, Vermögende stärker an den Folgekosten zu beteiligen, den Sozialstaat auszubauen und die Qualifizierung von Beschäftigten voranzutreiben.

Bei dem Treffen von Vertretern aller acht DGB-Gewerkschaften in Hamburg mit ihren rund 165 000 Mitgliedern warnte der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Region Hamburg, Emanuel Glass, Unternehmen davor, unter dem Deckmantel der Pandemie Personal abzubauen. "Wir fordern in diesen Fällen Verhandlungen über Perspektiven und Beschäftigungssicherung ein." Dabei sei die Gewerkschaft auch bereit, über Arbeitszeitreduzierung mit einem Teilentgeltausgleich zu reden. Airbus hatte zuletzt angekündigt, im Norden mehr als 3000 Stellen zu streichen.

Die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin Sieglinde Frieß sagte, es gelte erreichte Absicherungen - auch für Soloselbstständige - nun zu verstetigen und Perspektiven zu entwickeln. "Wir (...) erwarten politische Beteiligung und Tarifverträge auf Augenhöhe." Ein wichtiger Gradmesser seien dabei für Verdi die Ergebnisse im Öffentlichen Dienst, beim Nahverkehr und im Sozial- und Erziehungsdienst. Der stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Fredrik Dehnerdt, forderte: "Das schulische Ausbildungssystem muss pandemiesicherer als bisher aufgestellt werden, auch um die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit zu sichern."

"Ein Virus darf uns nicht in der Lohnentwicklung um Jahre zurückwerfen", betonte Anne Widder von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Hamburg-Elmshorn. Es dürfe auch nicht dazu führen, dass die Existenzen der Beschäftigten gefährdet und junge Menschen in den Betrieben nicht ausgebildet werden. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hamburg, Matthias Maurer, betonte, auf dem Bau oder in der Gebäudereinigung sei zuletzt oft sogar härter gearbeitet worden als vor der Corona-Pandemie. "Dafür erwarten wir nicht nur Anerkennung und einen wirkungsvollen Infektionsschutz am Arbeitsplatz, sondern auch respektvolle Angebote der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen." Bislang seien diese aber ausgeblieben./klm/DP/eas

Quelle: dpa-Afx