HANNOVER (dpa-AFX) - Die in gut zwei Wochen startende Digitalausgabe der Hannover Messe soll Wirtschaft und Verbrauchern vor allem neue Technologien für mehr Klimaschutz durch vernetzte Energiesteuerung näherbringen. Dies erwartet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), dessen Mitglieder einen großen Kreis der Aussteller ausmachen. "Wie man dem Klimaschutz und Ausstieg aus hohen CO2-Emissionen schneller auf die Beine helfen kann, wird eine zentrale Frage sein", sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel der Deutschen Presse-Agentur. Die wichtigste Industriemesse der Welt läuft vom 12. bis zum 16. April - diesmal als reines Online-Format.
Ein Schwerpunkt seien Ansätze zur sogenannten Sektorkopplung - also Techniken für die elektrische und digitale Abstimmung verschiedener Bereiche wie Energieerzeugung, Produktion, Verkehr und Logistik. "Zum Beispiel wird der Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und das Wachstum der E-Mobilität nicht ohne einen Ausgleich von Netzschwankungen möglich sein", erklärte Kegel mit Blick auf den erwarteten hohen Energiebedarf von Elektroautos und Speichertechnik. Das setze "die Digitalisierung des Netzes und aller Komponenten und Systeme" voraus.
"Wenn so überall ein entsprechend präziser Datenaustausch gelingt, ist das einer der ganz großen Hebel zur CO2-Einsparung, weil wir so Produktion und Verbrauch von Energie effizient und bedarfsgenau steuern können", so der ZVEI-Vorsitzende. "Das gilt für die privaten Verbraucher, aber auch für den Industriebereich, wo wir riesige Apparaturen mit teils großen elektrischen Lasten haben, die aber nicht alle permanent am Stromnetz hängen müssten." Gleiches treffe etwa auf weite Teile der Gebäude-, Heizungs- und Klimatechnik zu.
Auch in Handel und Logistik erhielten digitale Systeme weiter Einzug. Das gelte für Paketdienste und deren Lagertechnik, die "teilweise bereits zu 100 Prozent" automatisiert sei. "Die Modelle werden sozusagen umgedreht", sagte Kegel. "Noch muss oft der Kommissionierer zu den Regalen gehen, bald kommen die Regale zum Kommissionierer - es fällt immer weniger Transportaufwand in Zwischenschritten an."
Die Konsequenzen für die Jobs seien freilich groß. "Natürlich ändern sich so auch viele Arbeitsplätze, und natürlich wird das "Internet der Dinge" vor allem Dienstleistungen weiter automatisieren." In der Nettobetrachtung müssten langfristig gesehen aber nicht unbedingt Stellen verloren gehen. "Bisher zeigt die Erfahrung, dass höhere Automatisierungsgrade unterm Strich nicht zu weniger, sondern eher zu mehr Beschäftigung führen. Es werden durchaus auch Jobs in Bereichen mit geringeren formalen Qualifikationsanforderungen geschaffen."
Diese Erfahrung hätten bisher zumindest Länder mit hohem Einsatz von Künstlicher Intelligenz wie Japan, Südkorea, Singapur und Deutschland gemacht. Hierzulande arbeiteten schon 300 000 Menschen "im weiteren Sinne in der elektrischen Automatisierungstechnik". Am Digitalkonzept der Messe habe der Verband über den Ausstellerbeirat mitgearbeitet. "Dabei haben wir uns gefragt: Wie können Menschen etwa aus China die Messe wahrnehmen, wenn sie nicht selbst vor Ort sein können?"
Die Vernetzung auf der Messe selbst soll mit Hilfe eines "Dashboards" laufen, über das sich jeder Besucher - je nach Interessenprofil - mit Firmen und anderen Besuchern austauschen kann. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 1000 Ausstellern. Darunter waren zuletzt unter anderem bereits der chinesische Telekommunikationsausrüster Huawei, der Roboterbauer Kuka
Quelle: dpa-Afx