HANNOVER (dpa-AFX) - Hannover-Rück-Chef
Die Versicherungsbranche allein könne ein Risiko wie die derzeitige Coronavirus-Pandemie unmöglich allein schultern, erklärte Henchoz. Auch Kapitalmarkt-Lösungen wie die Pandemie-Anleihe der Weltbank reichten als alleinige Antwort nicht aus. "Derzeit könnte der Kapitalmarkt vielleicht Risiken im Umfang von zwei Milliarden Dollar in Form von Pandemie-Bonds finanzieren."
Henchoz sieht für eine staatlich-private Abdeckung von Pandemie-Risiken grundsätzlich zwei Optionen: eine Pool-Lösung mit einer staatlichen Auffangeinrichtung, ähnlich wie bei Deckungen gegen Terror-Risiken, wie sie nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf Amerika entwickelt wurden. "So entstanden Extremus in Deutschland oder Pool Re in Großbritannien", sagte er. Als zweite Möglichkeit sieht er eine obligatorische Pandemie-Versicherung als gemischtwirtschaftliche Organisation - "ähnlich wie es sie in der Schweiz mit der Elementarschaden-Versicherung schon gibt".
Dabei plädiert der Manager dafür, dass sich etwa die Staaten der Europäischen Union auf ein einheitliches Modell einigen. "Globale Versicherungskonzerne kommen nicht richtig zum Zug, wenn es unterschiedliche nationale Aufsichtssysteme gibt."
Wie teuer die Corona-Krise die Hannover Rück zu stehen kommt, wagt Henchoz kaum einzuschätzen. So habe der Konzern in der Personen-Rückversicherung zwar gute Daten zur Verfügung und könnte die Sterblichkeitsraten ziemlich exakt vorhersagen. In der Schaden-Rückversicherung sei die Situation viel anspruchsvoller. "Wer weiß schon, wie Corona etwa das Geschäft mit Kredit- und Kautionsrückversicherungen beeinflussen wird, zumal der Staat vielerorts Unternehmen mit Subventionen ausgeholfen hat?"
Im ersten Quartal hatte die Hannover Rück für versicherte Pandemie-Folgen wie den Ausfall von Großveranstaltungen 220 Millionen Euro zur Seite gelegt./stw/mne/men
Quelle: dpa-Afx