BORNHEIM (dpa-AFX) - Wer fleißige Handwerker seh’n will, ist im Baumarkt genau richtig. Schließlich finden die Corona-geplagten Bastler, Tüftler und sonstwie Kreativen dort fast alles, was das Herz begehrt - von der Duschsäule über die Winkelleiste bis hin zum Lochwandhaken-Set für die Werkzeugbank. Gibt es doch in der Wohnung immer was zu renovieren oder reparieren. Auch die Manager der für ihre Baumärkte bekannten Hornbach Holding legen beim Großreinemachen Hand an und bringen die Konzernstruktur auf Vordermann. Was die Hornbach Holding umtreibt, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI HORNBACH

Wer vom pandemiegetriebenen Baumarkt-Boom in Deutschland profitieren und in den Pfälzer Bau- und Gartenmarktkonzern Hornbach investieren wollte, hatte bis vor kurzem zwei Anlagealternativen: Die Hornbach Holding und die Baumarkttochter, die Hornbach Baumarkt AG. Doch seit Anfang März ist das komplizierte Doppellisting Geschichte und an der Börse sind nur noch die Papiere der Dachgesellschaft notiert.

Bis Sommer 2015 hatte die Hornbach Holding die Rechtsform einer AG, doch dann erfolgte die Umwandlung in eine AG & Co. KGaA, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien - ein von börsennotierten Familiengesellschaften oft gewähltes Konstrukt. Die Idee dabei ist, dass die Familienaktionäre - in diesem Fall die Familie Hornbach - die Kontrolle über das Unternehmen behalten können, auch wenn sie Firmenanteile über die Börse verkauft haben. Die dauerhafte Eigenständigkeit und der gesicherte Familieneinfluss würden Hornbach den Rücken freihalten für die Entwicklung des operativen Geschäfts, wie das Unternehmen selbst betont.

Doch mit der Umwandlung der Rechtsform erschienen die börsennotierten Aktien der Baumarkt-Tochter wie ein Fremdkörper. Wegen der geringen Anzahl frei handelbarer Papiere waren die Anteilscheine der Hornbach Baumarkt AG zudem wenig attraktiv für Anleger. Die mit der Pandemie einhergehenden Unsicherheiten verzögerten noch den fälligen Schritt der Vereinfachung der Konzernstruktur, aber mit der Entspannung der Corona-Lage schien Ende Dezember der richtige Zeitpunkt für ein Delisting-Angebot gekommen. Aktionäre von Hornbach Baumarkt konnten ihre Anteilscheine bis 22. Februar für je 47,50 Euro an den Mutterkonzern verkaufen. Zuletzt hielt die Hornbach-Holding knapp 91 Prozent an der Baumarkttochter.

Im operativen Geschäft verbuchte die Hornbach Holding zwar im abgelaufenen Geschäftsquartal unter dem Strich trotz höherer Erlöse einen Gewinnrückgang. Dennoch hält das Management an seiner am 7. Dezember angehobenen Prognose fest.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN

Analysten bewerten das Zahlenwerk der Hornbach Holding positiv. Der Experte Ludovic Allegre von der Investmentbank Kepler Cheuvreux sprach von soliden Resultaten. Der Fachmann Thilo Kleibauer von Warburg Research urteilte, Hornbach sei mit seiner anhaltend positiven operativen Geschäftsdynamik auf einem guten Weg. Die Analysten von Pareto Securities ergänzten, die Baumarkt-Dachgesellschaft gehöre zu den relativen Gewinnern im aktuellen Einzelhandelsumfeld.

Der Experte Thomas Maul von der DZ Bank schrieb, die Vereinfachung der Konzernstruktur durch das Delisting der Tochter Hornbach Baumarkt AG "setzt Managementkapazitäten frei, verbessert die Transparenz, sollte zu einer Steigerung des Handelsvolumens in den Holding-Aktien beitragen und Potenzial für eine Höherbewertung eröffnen". Für die Papiere der Baumarkt-Holding sprächen zudem die Verknüpfung der Baumärkte mit den Webshops, der Fokus auf Projektkunden sowie die hohe Qualität und Nachhaltigkeit der Sortimente.

Der DZ-Bank-Analyst sah aber auch Risiken für die Anleger wie länger anhaltende ungünstige Wetterbedingungen oder stark steigende Beschaffungspreise zum Beispiel für Holz sowie höhere Transportkosten. Zudem könnten Online-Angebote die Preistransparenz im Heimwerkersegment erhöhen und so die Bruttomargen von Hornbach unter Druck setzen. Und schließlich sei es ja auch keine ausgemachte Sache, dass sich vermeintliche Megatrends wie der vermehrte Rückzug aus der Öffentlichkeit ins Private nicht auch stark verlangsamen können.

DAS MACHT DIE AKTIE

Die Aktien der Hornbach Holding sind zunächst bedächtig in die 2000er-Jahre gestartet. Bis Ende 2004 pendelten die Papiere gemütlich zwischen circa 20 und 30 Euro. Dann jedoch nahmen die Schwankungen zu. So erreichten die Anteilscheine im Juni 2007 zunächst ein Rekordhoch bei mehr als 52 Euro, bevor sie die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise zu spüren bekamen und im März 2009 wieder unter 20 Euro rutschten.

Doch der Schock wurde rückblickend betrachtet schnell überwunden und danach konnten weder die Eurokrise noch die Pandemie den Lauf der Papiere nachhaltig bremsen. So kostete eine Aktie der Hornbach Holding 2015 erstmals mehr als 80 Euro und 2020 zum ersten Mal mehr als 100 Euro. Das aktuelle Rekordhoch wurde im Februar dieses Jahres bei rund 140 Euro erreicht.

Aus charttechnischer Sicht werden die Aktien seit einem Kurssprung im Sommer letzten Jahres gut durch die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie gestützt. Diese ist ein Maß für den langfristigen Trend.

Angesichts der im Februar aufgelaufenen Verluste ist das Bild hingegen auf kurze und mittlere Sicht eingetrübt. Die 21- und die 50-Tage-Linien bewegen sich deutlich oberhalb des aktuellen Kursniveaus./la/bek/he

Quelle: dpa-Afx