MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die globale Autoindustrie hofft bei der neu konzipierten IAA auf ein Durchstarten nach der Pandemie-Zeit. Viele Anbieter zeigten am Montag Fachbesuchern und Medien ihre Neuheiten in München - am Dienstag wird die nun IAA Mobility genannte Ausstellung dann offiziell von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet.
Der Zusatz im Namen soll andeuten, dass sich die Veranstalter vom Autoverband VDA und der Münchner Messegesellschaft umorientiert haben: Statt einer reinen PS-Schau in geschlossenen Hallen soll es eine Mitmach-Messe zum Ausprobieren sein. Aber trotz allgemeiner Corona-Erholung dämpft so manche Entwicklung die Begeisterung.
1. Die Autokonjunktur: Verglichen mit den besonders akuten Krisenmonaten im Frühjahr und Sommer 2020 geht es den meisten Herstellern und Zulieferern mittlerweile deutlich besser. Ausgerechnet jetzt, wo viele Verbraucher und Betriebe wieder die finanzielle Luft zur Bestellung neuer Fahrzeuge haben, hinkt der reale dem potenziellen Absatz jedoch hinterher.
VW
Das gilt für verschiedene Länder, aber speziell auch für Deutschland. Das Kraftfahrt-Bundesamt hatte für den August gerade eher ernüchternde Neuzulassungszahlen gemeldet, bezogen auf den schon schwachen Vorjahresmonat kamen hierzulande zuletzt fast ein Viertel weniger Pkw auf die Straße. Zahlreiche Verbraucher weichen auf - ebenfalls knappere und teure - Gebrauchtwagen aus oder zögern weiter mit der Anschaffung eines Autos.
2. Das hartnäckige Halbleiter-Problem sorgt weiter für Einbußen auf der Produktionsseite. Analysten der Commerzbank
Pötsch sieht ebenfalls keine rasche Linderung. "Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass wir bis ins erste Halbjahr 2022, vielleicht auch noch weitergehender mit Auswirkungen zu rechnen haben", meinte er.
Autobauer hatten den künftigen eigenen Bedarf nach dem Wiederanspringen der Nachfrage seit Ende 2020 unterschätzt und Lieferverträge storniert. Die entsprechenden Mengen fehlen jetzt, stattdessen werden oft Abnehmer aus anderen Wirtschaftszweigen vorrangig versorgt. VW-Konzernchef Herbert Diess hatte kürzlich angekündigt, auch Vertragsstrukturen mit Chiplieferanten auf den Prüfstand zu stellen: "In der Regel ist es ja so, dass wir sehr langfristige Verträge haben. Dann müssen wir uns wahrscheinlich direkter mit Halbleiterherstellern abstimmen und auch dort längerfristige Volumenzusagen eingehen."
BMW
3. Der E-Boom und seine wunden Punkte: Die Branche kann von Glück sagen, dass der Boom der Elektro- und Hybridfahrzeuge derzeit weiter anhält. Ohne ihn wäre das Geschäft in den vergangenen Wochen noch viel stärker abgerutscht. Laut VDA ist der E-Pkw-Anteil an den Neuzulassungen in Deutschland von mittlerweile 27,6 Prozent ein neuer Bestwert. Aber auch hier sind Elektronikteile dringend nötig.
Bosch-Chef Volkmar Denner rechnet dank der Komponenten für Elektroantriebe nach dem Corona-Knick mit einem ordentlichen Wachstumsschub. Der Umsatz der Autozuliefersparte des Technologiekonzerns soll dieses Jahr um zehn Prozent zulegen.
4. Wie grün sind die "grünen" Strategien? Genau dies ist ein heftiger Streitpunkt: Nicht alle Autobauer können sich zur Definition eines klaren Ausstiegsdatums für Verbrenner durchringen. So kritisieren Klimaschützer VW, Daimler und BMW dafür, nicht spätestens 2030 Diesel und Benziner auslaufen zu lassen. Volkswagen
Bis 2030 will die Kernmarke des VW-Konzerns mehr als 70 Prozent ihrer Fahrzeuge in Europa vollelektrisch betreiben, in Nordamerika und China mindestens 50 Prozent. Diess betont, man tue schon viel - zudem müssten auch andere Sektoren ihren Beitrag zur CO2-Senkung leisten. BMW wies die Argumentationen der Kritiker ebenfalls zurück. Der Nabu schloss sich der Beurteilung von Greenpeace dagegen an - die kommende Bundesregierung müsse nach der Wahl Ende September "ein klares Bekenntnis zum Ende der Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren bis zum Jahr 2030" abgeben./jap/DP/nas
Quelle: dpa-Afx