FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach mehr als zwölf Jahren Immobilienboom in Deutschland erwarten Experten weiter fallende Preise, aber keinen Einbruch. Dafür dürften die Mieten wieder stärker steigen. Preisrückgänge seien vor allem bei Objekten in schlechter Lage oder mit hohem Energieverbrauch zu beobachten, sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). "Bei hoher oder ordentlicher Energiebilanz sehe ich nicht so viel Korrekturpotenzial."
Gestiegene Kreditzinsen, hohe Baupreise und die Rekordinflation machen Wohneigentum weniger erschwinglich. Die Nachfrage werde sich teils auf den Mietmarkt verlagern "und dort den Aufwärtsdruck auf die Mieten erhöhen", hieß es in einer Studie der Landesbank Helaba. Nach einer Phase mit relativ geringen Aufschlägen zogen zuletzt die Neuvertragsmieten mit einem Zuwachs von fünf Prozent wieder stärker an, beobachtet die DZ Bank. Die steigende Zuwanderung auch mit den Flüchtlingen aus der Ukraine erhöhe den Wohnungsbedarf.
Voigtländer hält es für denkbar, dass sich ein jahrelanger Trend dreht. "Womöglich kommen wir nun in eine Phase, in der die Mieten stärker wachsen als die Preise." Schon im dritten Quartal stiegen die Angebotsmieten nach IW-Daten um 5,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Vor allem die Kreditzinsen, die sich binnen eines Jahres mehr als verdreifacht haben, dämpfen die Nachfrage nach Immobilien. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält 2023 einen Rückgang der Kaufpreise um bis zu zehn Prozent für möglich. Bereits im dritten Quartal 2022 fielen die Preise für Wohnimmobilien laut Statistischem Bundesamt im Schnitt um 0,4 Prozent zum Vorquartal./als/DP/zb
Quelle: dpa-Afx