BERLIN (dpa-AFX) - Russlands Corona-Impfstoff Sputnik V wird aus Sicht des staatlichen russischen Direktinvestmentfonds RDIF wohl keine rasche Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten. "Wenn eine Zulassung kommt - voraussichtlich nach Juni - könnten wir innerhalb von drei, vier Monaten etwa 100 Millionen Dosen für 50 Millionen Menschen in der EU liefern", sagte der RDIF-Chef Kirill Dmitrijew in einem Interview der "Berliner Zeitung" (Samstag). Russland erwarte, dass nach Ungarn weitere EU-Staaten Sputnik V direkt zulassen könnten - unabhängig von der EMA-Entscheidung.
"Diesen Ländern könnten wir Impfstoffe noch im April senden", sagte Dmitrijew. "Wir erwarten jetzt eine EMA-Delegation für Mitte April, und wir hoffen, dass die Entscheidung über Sputnik V eine rein wissenschaftliche sein wird und keine politische." Kritiker werfen Russland vor, mit seinem Impfstoff vor allem Propaganda zu betreiben und auf geopolitischen Einfluss zu setzen.
Der Chef des Fonds, der für den internationalen Vertrieb von Sputnik V zuständig ist, bestätigte der Zeitung Pläne für die Produktion des Präparats in Deutschland und anderen EU-Staaten. So gebe es Verhandlungen über eine Produktion des Impfstoffs in den Anlagen des russischen Pharmaunternehmens R-Pharm im bayerischen Illertissen. Dort würden Arzneimittel für 150 Länder weltweit produziert.
R-Pharm hatte auch den Antrag zur Zulassung von Sputnik V bei der EMA gestellt. Es gebe zudem "Vorvereinbarungen mit zwei anderen Produzenten in Deutschland" sowie mit Spanien und Frankreich, sagte Dmitrijew dem Blatt.
Der vom Gamaleja-Forschungszentrum in Moskau entwickelte Impfstoff hat nach Angaben von Experten eine Wirksamkeit von über 91 Prozent gegen das Coronavirus. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Schutz zwei Jahre hält. Russland wirbt auch mit besonders günstigen Preisen und Lagerbedingungen für Sputnik V, das bereits in mehr als 50 Staaten weltweit zugelassen ist. Es gilt außerdem als wirksam gegen neue Coronavirus-Varianten. Die Sputnik-Wissenschaftler haben auch eine Partnerschaft mit den britischen Entwicklern des Impfstoffs Astrazeneca
Quelle: dpa-Afx